morgen|stern: Vorsicht, Rutschgefahr! Wie man sich in Trumps Herz schleimt. Die Lage am Morgen

  • Juni 25, 2025

Donald Trump darf sich wie ein König fühlen. Wo der beste Platz für Herpes ist. Wie die ÖPNV-Revolution gelingen kann. Und was sonst heute noch wichtig wird. 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ich kann es mir nicht anders erklären, als dass Nato-Generalsekretär Mark Rutte Schuhe mit geländewagentauglichem Profil trägt. Andernfalls hätte er auf der eigenen Schleimspur ausrutschen müssen, die er vor und beim Empfang von Donald Trump in Den Haag hinter sich herzog.

Verstehen Sie mich nicht falsch, das ist keine Kritik. Im Gegenteil. Rutte hat alles richtig gemacht, hat er doch lediglich den wichtigsten Grundsatz moderner Spitzendiplomatie verinnerlicht: Mach Donald Trump glücklich, sonst wirst du unglücklich. Und der kürzeste, sicherste Weg ins Herz des MAGA-Manns führt zweifelsfrei über dessen Ego. Auf diese Erkenntnis hat Emmanuel Macron, ein wahrer Meister der Oberflächlichkeit, längst kein Monopol mehr. Trumps sehr kurzer, sehr explosiver Geduldsfaden lässt sich eben nur auf Knien weiterspinnen. 

Noch vor der Landung in Holland veröffentlichte der ob seiner jüngsten Friedensstiftung selbstverzückte US-Präsident mehrere SMS von Rutte. Der gratulierte ihm darin überschwänglich zu seinem „außergewöhnlichen“ Erfolg. „Donald, Du hast uns zu einem wirklich, wirklich wichtigen Moment für Amerika, Europa und die Welt geführt“, schrieb er. Stellenweise tippte er sogar in Trump-verständlichen Versalien: „KEIN“ anderer Präsident hätte das tun können. Vermutlich hat dieser Ausnahmepräsident beim Lesen geschnurrt wie ein dicker Kater nach einer besonders saftigen Dose Thunfisch.

Nach der Landung ging die Bauchpinselei nahtlos weiter. Das niederländische Königspaar empfing Trump nicht bloß wie ihresgleichen. Zur Begrüßung schlüpften die royalen Gastgeber in die Rolle getreuer Vasallen, die ihren Lehnsherren hofieren. Eine plumpe, aber effektive Geste: Trump sollte sich wie der König fühlen, der er gerne wäre. Nach dem angemessen protzigen Galadinner im angemessen prunkvollen Schloss Huis ten Bosch, hatte es Trump nicht weit ins Bett. Er blieb, seinem blau-gefärbten Blut entsprechend, standesgemäß direkt über Nacht in der Königsresidenz.

Sie werden jetzt vielleicht sagen: Dieses Schmierentheater muss ein Mann, dem doch seit Jahrzehnten Süßholz geraspelt wird, doch durchschauen. Müsste er, ja. Tut er aber nicht. Weil er es nicht will. Weil er die Illusion zu sehr liebt. 

Maskeraden-Nachspiel

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mir kommt die Corona-Pandemie inzwischen, wie ein irrer, allmählich verblassender Fiebertraum vor.

Aus dem ist Jens Spahn vermutlich nie so ganz aufgewacht. Als Gesundheitsminister kaufte er damals, im Frühjahr 2020, für sechs Milliarden Euro Masken ein. Wie sich später herausstellte, hatte er dabei offenbar nicht nur das Wohl der Deutschen, sondern vor allem auch sein Image im Auge. Die mindestens dubiosen Methoden, derer er sich damals bediente, verfolgen ihn bis heute, da er dem Bundestag Rede und Antwort stehen muss.

Doch, wie daneben war sein Vorgehen denn nun wirklich? Darüber diskutieren meine Berliner Kollegen in der neuen Ausgabe des „5-Minuten-Talk“:

Der beste Ort für Herpes

Weil Sie von mir nun doch schon ein paar Tage lesen, erlaube ich mir die Frage: Was ist für Sie der beste Ort für Herpes? Und ja, es gibt eine richtige Antwort. 

Bevor Sie das mit dem Ort missverstehen: Es ist Neuseeland. Zumindest sagt das buchstäblich ausgezeichnete Werbung.

„Um unseren Nationalstolz wiederherzustellen, ist die Lösung klar: Herpes“. Das war Slogan der New Zealand Herpes Foundation. Der Wohltätigkeitsorganisation war im Herbst vergangenen Jahres mit ihrer wirklich großartigen Aufklärungskampagne etwas gelungen, woran ich an dieser Stelle jeden Morgen scheitere: Aufklärung mit Humor.  

Für Spots wie diesen…

… wurden die Macher vor ein paar Tagen mit einem der Hauptpreise auf den diesjährigen „Cannes Lions Awards“ ausgezeichnet. Das sind so etwas wie die Oscars der Werbebranche. Chapeau!

Was heute sonst noch ansteht

Schwankende Preise, verkopfte EU-Richtlinien, Klimawandel: Bauern hatten es definitiv schon einfacher. Umso wichtiger ist, dass beim heutigen Deutschen Bauerntag in Berlin mehr rumkommt als leere Versprechungen. Diesmal geht es neben der allgemein nötigen Entlastung der Landwirte vor allem um eine gesicherte Finanzierung für mehr Tierschutz in StällenMit der magischen Stimmung während des Sommermärchens misst sich jedes große Fußballturnier erfolglos. Andere würden die WM 2006 vermutlich gerne für immer vergessen – wenn auch weniger aus sportlichen Gründen. Heute urteilt das Landgericht Frankfurt darüber, ob der DFB damals Steuern in Millionenhöhe hinterzogen hat.

Die fernöstliche Weisheit des Tages 

Ich trete mir nicht zu nahe, wenn ich behaupte: Als Kölner hat man es nicht leicht. Nicht nur wegen der unangenehmen Nähe zu Düsseldorf. Ich meine die Kölner Verkehrs-Betriebe. Jene Institution, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Heimweg jeden Tag aufs Neue zu einem dystopischen Abenteuer ungewissen Ausgangs zu machen. Danke dafür. 

Bisher war es so wunderbar einfach, die KVB verantwortlich zu machen. Nach unzähligen ÖPNV-Erfahrungen in Seoul muss nun aber feststellen: Es liegt nicht am (nur) am inkompetenten Betreiber, sondern an uns Passagieren. 

Schlimme Passagiere, schlimme Öffis

Nein, Busse kommen auch in Südkoreas Hauptstadt nicht immer pünktlich. Das wäre in Anbetracht der Völkerwanderung, die hier tagtäglich zur Rushhour stattfindet, auch ein Ding der Unmöglichkeit. Und der Weg zum richtigen U-Bahn-Gleis ist auch hier ein Rätselraten auf Ivy-League-Niveau. 

Aber die Seouler haben eben verstanden, dass sie sich das Leben nicht auch noch gegenseitig schwer machen müssen. Nur ein paar Beispiele:

Kein Gedränge beim Einsteigen: Die Koreaner stehen brav Schlange, vordrängeln gibt’s nicht.Wer auch nur den kleinsten Verdacht auf Schnupfen hat, trägt ganz selbstverständlich eine Maske. Niemand kommt auf die Idee, sein aromaintensives Abendmahl im Vierersitz zu verschlingen.Und mein Highlight: Alle halten die Schnüss. Telefonieren ist in den Öffis verpönt, wer sich etwas zu sagen hat, tut es im Flüsterton.

Das hat doch mal Zeug zur deutschen Leitkultur.

Ich wünsche Ihnen einen großartigen Tag – annyeonghi gyeseyo!

Ihr 

Yannik Schüller

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