Das ist die Höhe: Kampf der Kuppen

  • Juni 26, 2025

Eine präzisere Messung brachte Weiskirchen einst um die Ehre, den höchsten Berg im Saarland zu haben. Zwei Jahrzehnte später will sich der Kurort den Spitzenplatz zurückholen – mit kreativen Mitteln.

Weiskirchen will hoch hinaus. Genauer gesagt: höher. Der Schimmelkopf – auch Weiskircher Höhe genannt – war jahrzehntelang die höchste natürliche Erhebung des Saarlandes. Dann, 2005, kamen neue, präzisere Messungen. Ergebnis: Der Schimmelkopf ist 694,80 Meter hoch, der Dollberg bei Nohfelden aber 695,40 Meter. Sechzig Zentimeter höher.

Ein Unterschied, so klein, dass man ihn nicht spürt – aber offenbar groß genug, um Weiskirchen zu beschäftigen. Bürgermeister Stephan Barth jedenfalls will den verlorenen Höhenrekord zurück. Und zwar mit einem fünf Meter hohen Erdaufschüttungshügel, genannt „High 700“. „Es gibt ja im Saarland keinen Siebenhunderter. Und da wollen wir hin“, sagt Barth, der das Projekt im Rahmen einer Zukunftswerkstatt mit Freunden entwickelte. „Nicht als Gag, sondern als ernst gemeinte Idee mit touristischem Potenzial.“

Schimmelkopf soll über sich hinauswachsen

Die Idee ist einfach: Der Aushub für neue Windenergieanlagen in der Region wird nicht abtransportiert, sondern zu einem Hügel aufgeschichtet – naturnah modelliert, begrünt, vielleicht mit einem Gipfelkreuz, einer Aussichtsplattform, Infotafeln und Selfie-Point. Name: „Dach des Saarlandes“.

Klingt nach einem späten Aprilscherz, ist aber ernst gemeint. „Es ist ein Alleinstellungsmerkmal für Weiskirchen“, sagt Barth. Die zuständigen Behörden hat der parteilose Politiker bereits im Blick – das Umweltministerium, das Wirtschaftsministerium, die Tourismusförderung.

Die „Saarbrücker Zeitung“ schreibt vom „Gipfelkrieg im Saarland“. Doch Nohfelden, die Gemeinde mit dem derzeit höchsten Punkt, reagiert offenbar eher gelassen. „Selbstverständlich erwägen wir nicht, durch künstliche Aufschüttungen unnötigerweise in die Natur einzugreifen“, betont ein Sprecher. Nohfelden freue sich zwar über die höchste Stelle des Saarlandes. „Sie hat jedoch keine wirkliche wirtschaftliche oder identitätsstiftende Bedeutung.“

Gipfel der Gefühle

„Viele Bürgerinnen und Bürger, vermutlich sogar die Mehrzahl, kennen diese geografische Besonderheit vermutlich nicht“, teilt der Sprecher mit. Zudem handele es sich zwar um den höchsten Punkt des Saarlandes, aber nicht um den Gipfel des Dollbergs. „Dieser liegt jenseits der Grenze in Rheinland-Pfalz.“

Im rund 25 Kilometer entfernten Weiskirchen sprüht Barth vor Gestaltungslust. „Ich will etwas bewegen. Das geht auch mal mit fünf Metern Erde.“ Mehr als ein Gipfel sei der Schimmelkopf auch ein Symbol für Heimatverbundenheit. „Da oben steht seit 40 Jahren ein Schild: „Höchste Erhebung des Saarlands““, sagt der 61-Jährige. „Das war einmal wahr – und soll es wieder werden.“

Dass Gipfelhöhen sich ändern, ist selten – kommt aber vor: Der höchste Berg des Pfälzerwalds, Kalmit, „wuchs“ 2024 durch eine Vermessung um gut einen Meter auf 673,64 Meter. Grund war, dass zuvor nicht der höchste Punkt erfasst worden war. In Brandenburg galt der Hagelberg bei Belzig lange mit 201 Metern als höchste Erhebung, er wurde jedoch 2004 auf 200,24 Meter korrigiert. Damit verlor er den Titel an den Kutschenberg in Oberspreewald-Lausitz (201 Meter).

Heimatliebe in Höhenmetern

Für Barth geht die Vision über Symbolik hinaus. Der neue Aussichtspunkt könnte Wanderer anziehen, Mountainbiker, Familien. Auch die Nähe zum Saar-Hunsrück-Steig mache das Projekt touristisch interessant. Ein Eingriff in die Natur sei dies nicht, meint der Bürgermeister. „Sondern ein kreativer Umgang mit dem, was ohnehin entsteht.“ Die betroffene Fläche sei von Borkenkäfern geschädigt. „Die dortigen Bäume müssen wahrscheinlich geschlagen werden, sodass eine Sichtschneise entsteht, die man entsprechend freihalten kann.“

Denkbar sei auf dem Gipfel ein Fernrohr, durch das man ins Land schauen könne, sagt Barth. Ein guter Freund, der die Idee mitentwickelt habe, sei kürzlich gestorben. Der Bürgermeister sieht das Projekt nun auch als Versprechen. „Er hatte ein Herz für Weiskirchen. Das mache ich auch für ihn.“

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