Schutzprojekt: Bedrohte Feldhamster in Göttingen ausgewildert

  • Juni 27, 2025

Die Art steht auf der Roten Liste, ist vom Aussterben bedroht. Wie in Göttingen dagegen vorgegangen wird.

Zwei Dutzend Feldhamster sind in Göttingen ausgewildert worden. Die AG Feldhamsterschutz Niedersachsen hat die Tiere auf einem Feld im Süden der Stadt ausgesetzt. Sie sollen dabei mithelfen, eine stabile Population der bedrohten Art aufzubauen. Ziel seien ungefähr 100 Tiere, sagte die AG-Vorsitzende Nina Lipecki.

In den vergangenen zwei Wochen wurden die 24 jungen Feldhamster auf einem zwei Hektar großen Feld ausgewildert. Sie heißen Flora, Axel oder Cleo. Die Fläche ist mit einem Elektrozaun abgeschirmt, um Füchse fernzuhalten. Die Tiere selbst wurden zudem in gut einen Quadratmeter großen Gitterboxen ausgesetzt – bestückt mit ihnen bekanntem Heu aus der Aufzuchtstation sowie einem vorgebohrten Schlupfloch.

In den ersten Tagen soll die Box dabei helfen, dass die Tiere sich nicht verlaufen und Schutz vor Greifvögeln bieten. Die Sterblichkeit sei bei Feldhamstern in der freien Natur hoch, sagte Lipecki.

Wechselnde Bepflanzung von Feldern ein Problem

Feldhamster stehen auf der Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere. Grund dafür ist regelmäßig wechselnde Bepflanzung von Feldern. Die passt nicht zum Rhythmus der Tiere. Ein Beispiel: Wenn etwa auf einem Weizenfeld plötzlich Mais angepflanzt wird, der erst später im Jahr wächst, fehlt den Tieren nach ihrem Winterschlaf die Deckung. 

So sind sie ein gefundenes Fressen für Raubtiere wie Rotmilane oder Füchse. Bei dem Feld im Göttinger Süden soll auf eine Hamster-gerechte Bewirtschaftung geachtet werden. 

„Gleichzeitig sind die Tiere auch auf die Landwirtschaft angewiesen“, erklärte Lipecki. Die Tiere, die in etwa so groß seien wie Meerschweinchen, würden vom Sichtschutz des Getreides profitieren und auf den Feldern genug Nahrung finden. Durch den Abstand zwischen den Pflanzen können sich die Hamster auch schnell bewegen und vor Angreifern flüchten. Große Traktoren seien zudem kein Problem für die Tiere. Sie würden sich in ihren bis zu zwei Meter tiefen Bauen verstecken, wo sie auch Winterschlaf hielten.

Hamster kommen aus Zucht in Hildesheim

Bereits im vergangenen Jahr wurden Feldhamster auf der Fläche im Göttinger Süden ausgesetzt. Auch Neugeborenen wurden bereits registriert – ein Indiz dafür, dass die Tiere den Lebensraum annehmen. Schätzungsweise überlebten etwa zehn Tiere den Winter. Das gehe unter anderem aus den nach dem Winter gefundenen Bauen hervor. Damit dürfte die Population derzeit bei um die 30 Tiere liegen.

Die ausgesetzten Feldhamster kommen aus einer Zucht in Hildesheim. Die AG Feldhamsterschutz hat dort eine Scheune angemietet. Ursprünglich wurde die Zucht mit Tieren aus Hildesheim sowie vom Göttinger Nordcampus aufgebaut. Am Nordcampus hat die kleine Population vermutlich keine Zukunft. Um Inzucht zu vermeiden, werde darauf geachtet, dass Tiere ausgesetzt werden, die möglichst wenig verwandt sind.

Feldhamster wichtig als Nahrung für Greifvögel

Ähnliche Aufzucht- und Auswilderungsprojekte gibt es auch in anderen Bundesländern. Dort können die Feldhamster teilweise auch mit Sendern beobachtet werden. Dafür fehlt beim südniedersächsischen Projekt aber noch eine Genehmigung. Die Tiere sind dort bisher lediglich gechippt und werden regelmäßig mit Lebendfallen eingefangen und mit Wildtierkameras beobachtet, um sie zu zählen.

In der Umwelt spielen Feldhamster vor allem als Nahrungsquelle eine Rolle, etwa für Greifvögel wir Rotmilane. Weil es die Art aber kaum noch gebe, ernährten sich die Vögel inzwischen von Feldmäusen, die aber weniger Energie böten, sagte Lipecki. Zudem hätten Feldhamster den positiven Nebeneffekt, dass sie Böden fruchtbar machten. „Die Hildesheimer Börde ist auch wegen der Feldhamster so ertragreich“, sagte die AG-Vorsitzende.

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