Ernte: Selbstbedienung auf dem Feld – Erdbeerbauern steuern gegen

  • Juni 29, 2025

Kräftig Erdbeeren auf dem Feld naschen und dann kaum etwas zahlen – dieses Verhalten greift in Hessen um sich. Immer mehr Betriebe ergreifen Maßnahmen dagegen.

Frische Erdbeeren, knackige Äpfel und anderes Obst selbst direkt vom Feld oder in der Plantage pflücken – zahlreiche Menschen nutzen diese Möglichkeit im Sommer und Frühherbst in Hessen. Doch nicht immer steht es um die Zahlungsmoral zum Besten. Gerade die Betreiber von Erdbeerfeldern beobachteten zunehmend, dass ganze Familien in die Felder gehen, reichlich Früchte schon vor Ort verspeisen und dann nur geringe Mengen auch wirklich kaufen, sagte Andreas Klein, 1. Vorsitzender des Hessischen Landesverbandes für Erwerbsobstbau, der Deutschen Presse-Agentur.

Selbstpflücken wird zum „Event“

Die ursprüngliche Idee des Selbstpflückens gehe zunehmend unter, sagt Klein. Früher seien die Menschen gekommen, um sich Früchte für Kuchen oder zum Einkochen von Marmelade zu holen – heute gehe es mehr um einen „Eventcharakter“. Dass dabei teils weit mehr Erdbeeren noch im Feld gegessen als am Ende bezahlt werden, sei nur ein Teil des Problems. Häufig würden auch Früchte, die vielleicht nur eine kleine Macke haben, einfach weggeworfen oder zertrampelt. Das sei traurig – schließlich gehe es um Lebensmittel.

Mindestabnahme und Pauschalen 

Immer mehr Betriebe versuchen, gegenzusteuern, schreiben Mindestabnahmemengen vor oder erheben Pauschalen. Bei den Wetterauer Früchtchen aus Münzenberg beispielsweise müssen Selbstpflücker pro Person eine Pauschale von fünf Euro zahlen, Kinder bis einschließlich elf Jahre sind frei. Die tatsächlich gepflückten Beeren werden später mit der Pauschale verrechnet. Andere Betriebe gewähren den Erntewilligen nur Zutritt zu ihren Feldern, wenn sie bereit sind, eine Mindestmenge an Erdbeeren zu pflücken und auch zu bezahlen. Diesen Weg geht beispielsweise der Betrieb Graf-Noll in Büttelborn im südhessischen Landkreis Groß-Gerau.

Betriebe leiden unter Obstklau

Ohnehin werden die Felder und Plantagen häufig zum Ziel von Obstdieben. Das erlebt auch Klein, der im eigenen Betrieb neben Ackerbau auch Obstanbau auf einer Fläche von rund 20 Hektar betreibt, darunter Äpfel, Erdbeeren und anderes Beerenobst. In seiner Apfelplantage können die Menschen auch selbst pflücken. Dabei werde das Kernobst auch immer wieder tütenweise über die Umzäunung der Plantage gereicht, um es später dann von außerhalb mitzunehmen – und eben nicht zu bezahlen, sagt Klein. Bäume, die nah am Zaun stehen, seien in der Regel schneller abgeerntet, weil Obstdiebe von außen zugreifen. Von diesen Bäumen kann der Landwirt nur etwa die Hälfte der Früchte verkaufen – „die andere Hälfte kriegt von selbst Füße“, so Klein.

„Vertrauenskassen“ weitgehend abgeschafft

Die früher teils üblichen „Vertrauenskassen“, in die Kunden nach dem Pflücken selbstständig entsprechende Beträge einzahlten, seien aus solchen Gründen weitgehend wieder abgeschafft worden. Stattdessen steht an Erdbeerfeldern zum Selbstpflücken in der Regel ein Verkaufshäuschen mit Personal. Das bedeutet zwar Lohnkosten, rechnet sich laut Klein aber angesichts der großen Nachfrage und bei Verkaufspreisen von annähernd sechs Euro für eine Schale Erdbeeren. Er selbst hat die mangelnde Zahlungsmoral vieler Leute zuletzt bei Kürbissen zu spüren bekommen: Von einem Wagen konnten sich die Kunden das Gemüse selbst wegnehmen und sollten das Geld dafür in eine Kasse zahlen. Bei etwa sechs von zehn Kürbissen klappte das – der Rest wurde ohne Bezahlung mitgenommen, berichtet der Landwirt.

Obstdiebe kommen aus allen Bevölkerungsschichten

Auch in seinen Erdbeerfeldern stellt Klein immer wieder Personen fest, die sich unerlaubt an seinen Früchten bedienen. Das Thema ziehe sich durch alle Bevölkerungsgruppen, „von Jung bis Alt“, wie Klein sagt. Möglicherweise habe das auch mit den inflationsbedingt deutlich gestiegenen Preisen für Obst zu tun. Aber es gebe auch ganze Gruppen von Menschen, die schon frühmorgens im großen Stil auf den Feldern auf Beutezug sind. Nicht immer träten die Leute bei Entdeckung den Rückzug an, auch Schläge seien ihm schon angedroht worden, sagt Klein. Um kein Risiko einzugehen, ruft er deshalb in solchen Fällen auch die Polizei.

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