
Als Fraktionsvorsitzende der AfD gönnen sich Alice Weidel und Tino Chrupalla künftig ein doppeltes Gehalt – und offenbaren damit die Verlogenheit ihres Extrempopulismus.
Die AfD kämpft für die kleinen Leute. Die AfD streitet gegen Verschwendung. Die AfD ist bescheiden.
Dies alles und noch viel mehr behauptet die selbst ernannte Alternative für Deutschland von sich. Deshalb war sie auch sehr gegen die automatische Diätenerhöhung im Bundestag. Die anderen Parteien würden sich „schamlos an den öffentlichen Töpfen“ bedienen, tönte Bundesparteivize Stephan Brandner. „Das muss sofort aufhören.“
Tatsächlich stimmten die 151 AfD-Fraktionsmitglieder tapfer mit Nein. Danach steckten sie das zusätzliche Geld selbstverständlich ein. Gespendet, wie es die Linke vorhat, wird die Erhöhung jedenfalls nicht.
Ganz im Gegenteil. Die Fraktionsspitze ließ sich nun einen üppigen Bonus genehmigen. Auf einstimmigen Beschluss aller Abgeordneten wurden die Zulagen für Fraktionschefs und andere Funktionsträger drastisch erhöht. Fortan erhalten die Parteivorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla die doppelte Abgeordnetenentschädigung: insgesamt schlappe 24.000 Euro pro Monat.
Die Funktionszulagen seien wegen der verdoppelten Anzahl der Abgeordneten und „der gewachsenen Bedeutung“ der Fraktion als stärkste Oppositionskraft angepasst worden, heißt es aus der AfD beschwichtigend. Überhaupt hätten die Boni ja unter dem parlamentarischen Durchschnitt gelegen.
Aha. Die AfD nimmt sich also plötzlich die von ihr notorisch denunzierten „Altparteien“ und „Kartellparteien“ zum Vorbild. Und sie gönnt sich sogar noch mehr. Denn die Grünen zahlen ihren Funktionsträgern deutlich weniger als die AfD, während die Linke nach eigenen Angaben sogar ganz auf irgendwelche Zulagen verzichtet. Die AfD hetzt also nicht nur gegen die politische Konkurrenz. Sie heuchelt dabei auch noch.
Das Muster der AfD: Selbstbedienung
Überraschen kann das freilich nicht, vielmehr fügt es sich in ein Muster: Die AfD nahm von dem System, das sie so verachtet, schon immer gerne jeden verfügbaren Steuereuro. Ebenso gerne fahren ihre Abgeordneten kostenlos erste Klasse in der Bahn, während ihre Funktionäre in Limousinen herumkutschiert werden.
Auch ein Björn Höcke lebt seit mehr als einem Jahrzehnt äußerst komfortabel im sogenannten Widerstand. Als Landtagsfraktionschef in Erfurt bekommt er schon lange eine deutlich erhöhte Abgeordnetenentschädigung. Und natürlich lässt er sich von seinem Fahrer durchs thüringische Land chauffieren.
Diese Bigotterie passt zu einer Partei, die gerade mehr Spendenskandale als alle anderen Parteien zusammen sammelt. Und sie passt zu einer Parteichefin Weidel, die mit ihrer Familie in der Schweiz lebt, obwohl sie deutsche Kanzlerin werden will.
Aber zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft bei der AfD traditionell eine besonders große Lücke. Sie ist eben nicht nur eine populistische und teils extreme Partei. Sie ist auch eine Partei verlogener Besserverdiener.