Sommerhitze: Hitzewelle erreicht Höhepunkt – Frankfurt ein Hotspot

  • Juli 2, 2025

Die Hitze ist für viele Menschen in den vergangenen Tagen zur Belastung geworden. In hessischen Kommunen gibt es für betroffene Menschen Hilfe – und auch für Tiere.

Die Hitzewelle hat auch in Hessen am Mittwoch ihren Höhepunkt mit dem bisher heißesten Tag des Jahres erreicht. Als vorläufiger hessischer Spitzenwert wurden in Frankfurt nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes 38,4 Grad gemessen – und zwar an gleich zwei Wetterstationen im Frankfurter Westend sowie in der Innenstadt. Nun soll es erst einmal etwas kühler werden. 

Die hohen Temperaturen hatten aber Folgen. In Notaufnahmen kamen Menschen mit schweren Sonnenbränden. Es gab erste Brände und in Kitas und Pflegeheimen wurden Maßnahmen gegen die Hitze ergriffen.

„Solche Temperaturen stellen selbst im Zuge des Klimawandels hierzulande immer noch eine Extremsituation dar und sind potenziell gesundheitsgefährdend“, hieß es vom Deutschen Wetterdienst.  

Der Weg in die Notaufnahme

Temperaturen an die 40 Grad sind ein gesundheitliches Risiko – und zwar nicht nur für ältere Menschen, die nicht genügend trinken. In der Zentralen Notaufnahme des Frankfurter Universitätsklinikums gibt es derzeit auch Fälle, in denen jüngere Menschen betroffen sind, wie der Ärztliche Leiter, Georg Dultz, erklärt.

Ein jüngerer Mann schlief in seinem Auto ein, er musste mit einem Hitzschlag auf die Intensivstation. „Wir sehen vor allem zwei Patientengruppen“, sagt Dultz. „Ältere Menschen, die zu wenig trinken, und jüngere Menschen, die sich in der Hitze verausgaben.“

Eine dritte Gruppe resultiere aus der unguten Kombi „Alkohol in der Sonne“. Einige der Sonnenbrände, die das Personal der Notaufnahme zu sehen bekommt, seien „dramatisch“. Zahlenmäßig sieht die Notaufnahme der Frankfurter Uniklinik aktuell zwar eine Steigerung bei der Zahl der hitzebedingten Patientenkontakte in den vergangenen Tagen, aber keine außergewöhnliche hohe Zahl an Fällen.

Hilfsangebote gegen Durst und Wassermangel

Trinkwasserbrunnen in einigen hessischen Kommunen können sich anfühlen wie ein Retter in der Not. Besonders viele Brunnen mit frischem Leitungswasser gibt es in Frankfurt, wo laut einer interaktiven Karte der Stadt insgesamt 24 Trinkbrunnen verteilt sind. Die meisten davon befinden sich im Zentrum. 

In Kassel stehen drei solcher Brunnen in der Innenstadt, wie es seitens des städtischen Eigenbetriebs Kasselwasser heißt. Die nordhessische Stadt will jedoch nachziehen und demnach bis 2027 insgesamt 32 weitere neue Trinkbrunnen aufstellen, zehn davon noch in diesem Jahr.

Eine Übersicht bietet auch Gießen unter dem Namen „Cooler Stadtplan“ an. An vier Stellen in der Stadt sprudelt einem Sprecher zufolge aktuell Trinkwasser aus einem Brunnen, ein weiterer ist derzeit außer Betrieb. Außerdem sind auf der Karte mehrere sogenannte Refill-Stationen eingezeichnet: Geschäfte, in denen man kostenlos Leitungswasser in mitgebrachte Flaschen abfüllen darf. 

Mehrere neue Trinkwasserspender stehen seit diesem Jahr in Fulda. An fünf neuen Standorten können durstige Menschen ihre Flaschen auffüllen oder direkt etwas trinken. „Die neuen Brunnen werden von Einheimischen wie von Touristen rege genutzt“, so ein Sprecher der Stadt. 

Wasserangebot wichtig auch für Obdachlose

Trinkbrunnen seien vor allem für vulnerable Gruppen ein sinnvolles Angebot, etwa für wohnungslose Menschen, sagte Sprecherin Wiebke Reimann vom Frankfurter Gesundheitsamt. „Wir erreichen damit Leute, die zu Hause nicht einfach Trinkwasser aus dem Hahn zapfen können.“ 

Aber auch darüber hinaus sei eine niedrigschwellige Wasserversorgung wichtig. „Wenn man unterwegs ist, hat man vielleicht nicht die zwei bis fünf Euro übrig, um sich permanent teures Wasser nachzukaufen.“ Und bei Hitze gelte: viel trinken – und zwar nicht erst dann, wenn der Durst sich bemerkbar macht.

Aber die Hitzewelle hat auch erste Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung. So ruft die Stadt Langen südlich von Frankfurt die erste Stufe des Trinkwassernotstands aus. Für die Bevölkerung bedeutet dies unter anderem, dass das Bewässern von Rasenflächen und die erstmalige Befüllung von privaten Schwimmbecken verboten ist. Auch das Waschen von privaten Kraftfahrzeugen mit einem fließenden Wasserstrahl ist außerhalb von Waschanlagen nicht mehr zulässig.

Hohe Waldbrandgefahr in Hessen

In weiten Teilen von Hessen herrscht zudem eine hohe Waldbrandgefahr. Im Reinhardswald nördlich von Kassel brach am Dienstagnachmittag ein Waldbrand aus. Rund 220 Einsatzkräfte der Feuerwehr dämmten die Flammen bis in die Nacht ein. Auch der Bahnverkehr war betroffen. 

Sollten die hohen Temperaturen trotz kurzzeitiger Abkühlung anhalten und die angekündigte Wetterfront keine Niederschläge bringen, ist nach Angaben des Innenministeriums in den kommenden Tagen mit einem Anstieg der Vegetationsbrände zu rechnen. Auch bei der bevorstehenden Getreideernte könnten durch Landwirtschaftsmaschinen Brände ausgelöst werden, zum Beispiel durch heißgelaufene Achsen oder Funken im Mähwerk.

Schutzmaßnahmen für besonders betroffene Menschen

Schon vor den großen Hitzetagen wiesen Städte auf den Schutz von Kita-Kindern hin. Dort stehen bei solchen Temperaturen ein Verdunkeln der Räume, viel Trinken, Wasserspiele, der Schutz vor der Mittagshitze oder Waldspaziergänge auf dem Plan.

Auf Initiative des Bundesgesundheitsministeriums gibt es auch bundeseinheitliche Empfehlungen zum Hitzeschutz in Pflegeheimen. Engmaschige Beobachtung wegen hitzebedingter Symptome, regelmäßige Überprüfung der Raumtemperatur, leichte Sommerbettwäsche, die Kühlung des Körpers etwa mit Fußbädern und Ventilatoren und ausreichend Trinken könnten helfen, heißt es dort. 

Forderungen nach Konsequenzen in Stadt- und Flächenplanung

Angesichts von Hitze und Trockenheit fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Hessen ein Umdenken bei der Stadtplanung. „Extreme Wetterlagen wie Hitzewellen, Trockenperioden oder Starkregen nehmen deutlich zu – auch in Hessen“, sagte BUND-Landesvorsitzer Jörg Nitsch.

Besonders betroffen seien Städte und Ballungsräume. Asphalt, Beton und dichte Bebauung würden Hitze speichern. In hessischen Großstädten könne es dabei bis zu zehn Grad heißer werden als im Umland. „Wir müssen unsere Städte klimaresilient umbauen – mehr Grün, mehr Wasser in der Fläche und weniger Versiegelung“, sagte Nitsch. Das zeigen auch die Hotspots wie in Frankfurt.

Weniger Beton, mehr Boden, fordert auch der hessische Bauernverband. „Unsere Böden sind ein wichtiger Wasserspeicher. Jeder Quadratmeter Ackerfläche, der durch Asphalt, Beton oder Gebäude verloren geht, kann kein Wasser mehr aufnehmen und speichern – das verschärft die Trockenheit weiter“, sagte der Generalsekretär des Bauernverbandes, Sebastian Schneider.

Auch Zootiere bekommen zum Hitzehöhepunkt Abkühlung

„Eisbomben“ für die Brillenbären und die Polarfüchse, kühle Duschen für die Alpakas und die Dromedare: Auch die Zoos in Frankfurt und in Kronberg reagieren auf die Hitze. „Wir versuchen natürlich, den Tieren Abkühlung zu verschaffen“, sagte Svenja Petry, Tierpflegerin im Frankfurter Zoo.

Die Hitzeverträglichkeit sei von Art zu Art ganz unterschiedlich. „Wir haben Tiere, die die Hitze lieber mögen, weil sie aus warmen Regionen kommen. Und wir haben natürlich Tiere, die die Hitze nicht so gut abkönnen.“ Wo es möglich sei, werde versucht, den Tieren ein Wasserbecken anzubieten. Ansonsten gebe es beispielsweise Wassernebel und natürlich Schattenplätze als Abkühlungs-Möglichkeiten.

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