„See aus Asche“: Männer, Macht und Mythen bei den Nibelungen-Festspielen

  • Juli 4, 2025

Das Nibelungen-Epos gilt als „Game of Thrones“ des Mittelalters. Wie inszenieren die Veranstalter das Spektakel um Drachentöter Siegfried und seinen Mörder Hagen in diesem Jahr?

Wenn die Sonne über der Freilichtbühne am Kaiserdom am Freitag (11. Juli) langsam untergeht, beginnt in Worms ein Theaterabend, der wenig mit romantischer Heldenverehrung zu tun hat. Statt Rüstungen und Schwertgeklirr bieten die diesjährigen Nibelungen-Festspiele ein spielfreudiges Ensemble und einen Text, der keine Rücksicht nimmt.

„See aus Asche“ heißt das Stück des Dramatikers Roland Schimmelpfennig, das bis zum 27. Juli zu sehen ist. Es ist, wie er sagt, „eine Geschichte, die in die Dunkelheit geht“. Einer der meistgespielten Gegenwartsautoren Deutschlands bringt die Sage „radikal ins Jetzt“: Männer, die sich nehmen, was sie wollen. Frauen, die Widerstand leisten. Eine Welt, in der Macht als Gewalt erscheint – meist körperlich, oft politisch, stets ungeschönt.

„Radikal ins Jetzt“

Intendant Nico Hofmann spricht von einem Bruch mit dem Pathos. Das Stück sei kein Museumstheater, sondern ein Kommentar zur Gegenwart – in poetischer Schärfe. Man blicke in die Vergangenheit und meine das Jetzt.

Jasmin Tabatabai, in den Nullerjahren schon einmal auf der Nibelungen-Bühne, spielt Brunhild. Eine Frau, die jahrhundertelang Projektionsfläche männlicher Fantasien war – jetzt bekommt sie Wut. Und Haltung. „Was die Männer mit ihr machen, hat mich immer empört“, sagt Tabatabai. Die Wormser Brunhild ist keine mythische Gestalt, sondern eine politische Figur – in einer Geschichte, die sexualisierte Gewalt klar benennt.

Täter aus Pflichtbewusstsein?

Wolfram Koch, bekannt einst als Kommissar aus dem Frankfurter „Tatort“, spielt Hagen – jenen Mann, der den Drachentöter Siegfried ermordet. „Das Böse allein greift zu kurz“, sagt Koch. Sein Hagen ist zerrissen, verbittert, getrieben. Ein Täter aus Pflichtbewusstsein?

Die Tribüne in der Stadt am Rhein bietet rund 1.400 Plätze. Die Eintrittspreise liegen zwischen 29 und 139 Euro. Historisch ist der Ort ohnehin: Der Streit zwischen Brunhild und Kriemhild – zentrales Element der Sage – soll laut Überlieferung an genau diesem Platz vor dem Dom stattgefunden haben.

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