Humor: Wie Hamburg im Freizeitchaos versinkt (und was Ed Sheeran damit zu tun hat)

  • Juli 4, 2025

In Hamburg muss es ein Dezernat für Stadtchaos-Entwicklung geben. Nur so kann Ed Sheeran zum Schlagermove kommen und dann schön in der Innenstadt shoppen gehen. Theoretisch.

Großstadtleben ist angeblich ganz schön. Die Theater! Die Kneipen! Die Einkaufscenter! Hamburg ist angeblich besonders schön. Die Einkaufscenter! Die Einkaufscenter! Die Einkaufscenter! Besonders schön ist Hamburg, so heißt es, im Sommer. Also für Touristen. Für Bewohner bestimmter Stadtteile ist Hamburg im Sommer nicht ganz so schön. Man sitzt, weil man vor lauter Tourismustrubel und Staus nicht vor die Tür kann, den ganzen Tag zu Hause und schüttelt mit dem Kopf. Über jene Menschen in der Hamburger Stadtverwaltung, die Veranstaltungen koordinieren und Baustellen planen. 

Der Chaos-Chefplaner ist bestimmt ein Mann

Vermutlich heißt die Behörde „Dezernat für Stadtchaos-Entwicklung“ und wird von einem Mann geleitet. Nur Männer können so richtig Chaos entwickeln. Bestimmt funktioniert beim Stadtchaosentwicklungsdezernatsleiter, Besoldungsgruppe B6, Grundgehalt 10.808,33 Euro, der Computer nicht. Auf und neben und unter seinem Schreibtisch stapeln sich Papiere, ungespülte Kaffeetassen, uralte Schokoriegel-Verpackungen aus der Zeit, in der Twix noch Raider hieß. Er hat auch kein Telefon. Nie ist Papier im Faxgerät. Das ist eh kaputt. 

Ist dies etwa der Schreibtisch des Hamburger Stadtchaosentwicklungsdezernatsleiters?
© SilviaJansen

Zu Ed Sheeran gehen locker 170.000 Zuschauer. Und zum Schlagermove?

Der Stadtchaosentwicklungsdezernatsleiter kommt, wann er will, und er geht zeitig. Absprachen sind ihm fremd. Vielleicht genetisch bedingt. Wie er selbst leiden auch seine Mitarbeitenden – mal sind es zwei, anderntags plötzlich 134 –  an einer Art Autismusspektrumsstörung: Sie können sich in andere Bürger und deren Gefühle und Bedürfnisse einfach nicht so gut hineinversetzen.

Anders ist das kommende Wochenende in Hamburg nicht zu erklären: Da hat das Dezernat für Stadtchaos-Entwicklung sein absolutes Meisterstück abgeliefert. Folgendes ist unter anderem so los:

Der Elbtunnel ist von Freitagabend bis Montagmorgen dicht. Bauarbeiten, mal wieder.Die Autobahn A7 ist folgerichtig in Elbtunnelnähe gesperrt. Wie auch die Elbchaussee in Altona.Ferienbeginn in Niedersachsen. Es soll Menschen geben, die mit dem Auto im Sommer in den Norden reisen wollen – in so unattraktive Länder wie Dänemark, Schweden, Norwegen. Oder sei es nur an die hässliche Schlei. Oder zu Ed Sheeran. Denn:Der international gefeierte Volksbarde Ed Sheeran spielt im Volksparkstadion. Freitag. Samstag. Sonntag. Drei Konzerte. Viel Volk. Mehr als 170.000 Zuschauer. Das Volksparkstadion liegt sehr verkehrsgünstig an der Autobahn A7 – die, wir erinnern uns, gesperrt ist.In der Innenstadt, Bereich St. Pauli, sind am Samstag all jene unterwegs, denen Ed Sheerans Musik deutlich zu komplex ist: Es ist wieder Schlagermove! Bedeutet: Hunderttausende von Menschen in crazy Hosen, crazy Hemden/Blusen sowie crazy Schuhen tanzen mit crazy Plastikblumenketten um den Hals zu Schlagermusik, die von etwa 50 Lastwagen mit riesigen Musikanlagen dröhnt. Wie Loveparade, nur mit Apfelkorn und Rex Gildo.In der Innenstadt, Bereich Innenstadt: verkaufsoffener Sonntag. Verkaufsoffener Sonntag ist wie verkaufsoffener Samstag, nur Sonntag: Hunderttausende Verrückte probieren Sneaker an, die sie dann später im Internet bestellen.In der Innenstadt, Bereich Innenstadt, finden jeweils Freitag, Samstag und Sonntag noch Demonstrationen statt. Wofür oder wogegen? Anruf bei der Versammlungsbehörde der Polizei. Niemand nimmt ab. Anruf bei der Pressestelle der Polizei Hamburg. Anrufbeantworter. „Bitte rufen Sie zu einem späteren Zeitpunkt an.“ Vielleicht haben die Beamten auch einfach eine Anrufweiterleitung ins Dezernat für Stadtchaos-Entwicklung eingerichtet. Das hat ja kein Telefon. 

Ein ganz normaler Sommertag an einem Wochenende in Hamburg. Nicht im Bild: Hamburg (Symbolfoto)
© Daly and Newton

Also spekulieren wir mal, wer demonstriert: Freitag geht das „Bündnis gegen blöd geplante Baustellen“ auf die Straße, Samstag die „Aktionsgruppe genervter Hamburger gegen Marathon, Halbmarathon, Triathlon, Radrennen, Schlagermove, Harley-Days und Motorradgottesdienst“. Und Sonntag demonstrieren konsumgeile Popmusikfans unter dem Motto „Mehr verkaufsoffene Sonntage für Ed Sheeran“. 

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