Migrationspolitik: Weniger Asyl-Erstanträge im ersten Halbjahr auch in MV

  • Juli 6, 2025

Es kommen deutlich weniger Menschen mit einem Schutzbegehren nach Deutschland. Auch in MV ist diese Entwicklung zu spüren. Es gibt viele Gründe – Grenzkontrollen oder auch die neue Lage in Syrien.

Der Rückgang bei den Asylbewerberzahlen in Deutschland hat sich auch in Mecklenburg-Vorpommern spürbar bemerkbar gemacht. Wie das Innenministerium in Schwerin unter Berufung auf Daten des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge mitteilte, wurden von Anfang Januar bis Ende Mai für Mecklenburg-Vorpommern insgesamt 1.078 Erstanträge auf Asyl verzeichnet. Das waren noch etwa halb so viele wie in den ersten fünf Monaten des Vorjahres, als es laut Statistik 2.048 Erstanträge gegeben hatte.

Für ganz Deutschland lagen bereits Daten für das gesamte erste Halbjahr 2025 vor. Laut Bundesamt stellten 61.336 Menschen erstmals einen Antrag auf Schutz in Deutschland. Das waren fast 50 Prozent weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Über den Rückgang hatte zuerst die „Bild“-Zeitung berichtet. 

Rückläufiger Trend seit 2024  

Das Thema beschäftigte in der Vergangenheit auch immer wieder den Landtag in Schwerin. So hatte Innenminister Christian Pegel (SPD) in der Mai-Sitzung bereits darüber informiert, dass der rückläufige Trend bei den Asylbewerberzahlen anhalte. Laut Migrationsamt hatten im Jahr 2023 etwa 6.200 Migranten in MV Asylanträge gestellt, 2024 dann noch etwa 4.800. Nicht in dieser Statistik enthalten sind die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. 

Im Zuge der Flüchtlingskrise 2015/16 hatten besonders viele Menschen Asyl beantragt. 2015 waren es laut Statistikamt in MV etwa 23.000. Danach waren die Zahlen wieder zurückgegangen, auf 1.700 im Jahr 2020, ehe sie danach wieder schrittweise anstiegen. 

Mehrere Gründe für Rückgang

Als Gründe für den jüngsten Rückgang nannte Pegel unter anderem Reformen in der Migrationspolitik. Die neue Bundesregierung aus Union und SPD habe zusätzliche Änderungen vereinbart, um die irreguläre Zuwanderung weiter einzudämmen. Der Minister zeigte sich überzeugt, dass Maßnahmen wie Grenzkontrollen weiter Wirkung entfalten. Kritik kam von der oppositionellen AfD, die ein härteres Vorgehen gegen illegal einreisende Migranten verlangt.

Neben den schrittweise eingeführten stationären Kontrollen an allen deutschen Landgrenzen dürften auch Maßnahmen von Balkan-Staaten zur Reduzierung der irregulären Migration zum Rückgang der Asylbewerberzahlen beigetragen haben. Ein weiterer Faktor ist die veränderte Lage in Syrien, wo im Dezember Langzeitmachthaber Baschar al-Assad gestürzt worden war. Syrien, jahrelang Hauptherkunftsland von Asylbewerbern in Deutschland, lag im ersten Halbjahr 2025 mit 15.127 Anträgen knapp hinter Afghanistan, das mit 15.181 Erstanträgen nun die Liste der wichtigsten Herkunftsstaaten anführt. 

Dobrindt fühlt sich bestätigt 

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU), der seit Anfang Mai im Amt ist, sieht seinen Kurs in der Migrationspolitik bestätigt. Dobrindt sagte der „Bild“: „Das sind deutliche Erfolge der Migrationswende. Wir gehen den Weg, die Migration wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen, konsequent weiter.“ 

Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte allerdings Kritik am Umfang der aktuellen Grenzkontrollen geübt. „Wir müssen auch in einer so wichtigen Frage wie der Migration das Ganze europäisch denken, sonst werden wir der Sache nicht gerecht werden“, mahnte Merkel bei einem Podiumsgespräch des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) und der „Ostsee-Zeitung“ in Schwerin. 

Sie mache sich Sorgen um die Funktionsfähigkeit des Schengen-Abkommens, das freies Reisen ohne Passkontrollen in großen Teilen Europas ermöglicht. „Die Grenzkontrollen dürfen nicht dazu führen, dass wir die Freizügigkeit nicht mehr haben“, sagte Merkel. Ihre Haltung stieß allerdings im eigenen CDU-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern auf Widerspruch.

Polen startet Kontrollen – negative Folgen erwartet

Als Reaktion auf das deutsche Vorgehen will Polen am Montag seinerseits vorübergehend Kontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Nicht nur die Regierung in Warschau rechnet damit, dass das negative Auswirkungen auf den Verkehr in der Region haben dürfte. Brandenburgs Innenminister René Wilke (parteilos, für SPD) und die Industrie- und Handelskammern in Brandenburg und Sachsen warnen vor großen Staus. 

Die Industrie- und Handelskammer Neubrandenburg (IHK) äußerte hingegen Verständnis für temporäre Grenzkontrollen auf deutscher und polnischer Seite. Beide Länder seien sich darin einig, illegale Migration zu verhindern. „Das ist das gemeinsame Ziel“, sagte Torsten Haasch, Hauptgeschäftsführer der IHK Neubrandenburg, in deren Kammerbezirk auch die 80 Kilometer lange Grenze zum Nachbarland Polen fällt.

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