Dauerbaustelle: Wettlauf gegen den Verfall – Der Sanierungsfall Speyerer Dom

  • Juli 8, 2025

An den Osttürmen der Unesco-geschützten Kathedrale bröckelt der Putz, die Schäden sind gravierend. Restauratoren kämpfen mit Gerüst, Mörtel und Präzision für den Erhalt.

Der Speyerer Dom steht unter Beobachtung – von Gerüsten umhüllt, von Fachleuten untersucht, von der Zeit gezeichnet. Was für Besucher nach Baustelle aussieht, ist ein Wettlauf gegen den Verfall. „Gerüste sind kein Makel“, sagt Domdekan Christoph Kohl, „sie sind ein Zeichen von Fürsorge.“ Und Fürsorge ist nötig. Die romanischen Osttürme bröckeln – buchstäblich.

Putz lasse sich mit der bloßen Hand großflächig von der Wand abnehmen, sagt Dombaumeisterin Hedwig Drabik – keine Bindung mehr zum Mauerwerk. 77 stark geschädigte Steine müssen demnach ersetzt, marode Betondecken aus den 1930er-Jahren entfernt, die gesamte Wasserführung neu konzipiert werden. Kosten laut Bistum Speyer allein für den ersten Bauabschnitt am Südostturm: 1,2 Millionen Euro.

Rinnen sollen es richten

Wasser ist ein Feind des fast 1.000 Jahre alten Bauwerks. Wo früher Niederschläge abliefen, drückt heute Starkregen gegen überforderte Leitungen. Feuchte Mauern zeugen von Schäden, die in die Substanz des romanischen Sakralbaus greifen. Neue Rinnen sollen es dem Bistum zufolge richten.

Gleichzeitig geht der Kampf gegen den Schmutz weiter. Etwa an der historischen Darstellung „Ölberg“, eine Figurengruppe neben dem Dom, wo 18 Figuren unter Vergrünung, Verkrustung und Vandalismus leiden. Auch in der Krypta sei der Steinboden gereinigt worden. Inzwischen strahlen auch die Böden im Hauptschiff wieder.

Arbeit innen und außen

Im Inneren zieht laut Bistum die Moderne weiter ein: Klimatechnik schützt die Afra-Kapelle vor Schimmel, das neue Chorpodest soll Funktion und Ästhetik in Einklang bringen. Mobil, modular, spendenfinanziert: ein Baustein für liturgische Zukunft. In der Vorhalle, über den Köpfen der Besucher, arbeitet den Angaben nach eine Studentin an einem Restaurierungskonzept für das große Schraudolph-Gemälde.

Was bleibt, ist ein Balanceakt: zwischen Geschichte und Gegenwart, Erhalt und Erneuerung. Der Speyerer Dom trotzt der Zeit – mit tatkräftiger Unterstützung.

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