Notfälle: Kassen: Struktur der Rettungsdienste krankt seit Jahren

  • Juli 8, 2025

Die Krankenkassen in Hessen sehen strukturelle Defizite im Rettungsdienst. Das ergab ein Prüfbericht, den die Verbände der Krankenkassen und der Ersatzkassen vorstellen. Was soll daraus folgen?

Die Verbände der Kranken- und Ersatzkassen in Hessen kritisieren die derzeitige Struktur des Rettungsdiensts im Bundesland. Diese sei veraltet, teuer und gefährdet die Patientensicherheit. „Das System krankt seit Jahren, und die Leidtragenden sind die Patientinnen und Patienten“, erklärte die Leiterin der vdek-Landesvertretung Hessen, Claudia Ackermann. 

Ein aktueller Prüfbericht der Verbände prangert unterschiedliche Versorgungsstandards und unnötige Kommunikationswege im Einsatzfall an.

Zu den weiteren Kritikpunkten gehören:

eine fehlende Steuerung der Patientinnen und Patienten in die für ihr Anliegen passende VersorgungsformDoppelstrukturen im LeitstellenwesenÜberlastung des Systems durch nicht notfallbedingte Einsätze

„Die Rettungsdienststrukturen in Hessen, 25 Rettungsleitstellen an der Zahl, sind viel zu kleinteilig. Sie sind ineffizient, sie sind nicht auf internationalem Qualitätsstandard, sie schaden der Patientenversorgung und sie sind viel zu teuer“, sagte Ackermann. Stattdessen müsse das Geld in moderne Strukturen fließen.

Rettungsdienstmitarbeiter hochengagiert 

Sie betonte aber auch: „Es geht nicht um die Menschen, die im Rettungsdienst arbeiten, diese sind hochmotiviert und hochengagiert.“ Insofern müsse sich da niemand allzu große Sorgen machen. Aber zur Wahrheit gehöre auch, dass ein benötigter Rettungswagen bei einem gefühlten Notfall sein könnte, der aber gar kein Notfall sei.

Und welche Forderungen leiten die Kassen aus dem Prüfbericht ab? „Wir wünschen uns vom Land und vor allem von den Trägern des Rettungsdienstes, eine Offenheit, ihre Strukturen zu reformieren, sich zusammen zuschließen zu idealerweise einer virtuellen Gesundheitsleitstelle“, so Ackermann.

Zu den konkreten Forderungen zählen:

landesweit verpflichtende Qualitätsstandards für lebensbedrohliche Notfälle – beispielsweise bei Herzinfarkte oder SchlaganfälleBildung einer virtuellen Gesundheitsleitstelle mit vernetzten Standorteneine einheitliche Notrufabfrage mit telefonischer und telemedizinischer Betreuung

Andere europäische Länder als Vorbild

In anderen Ländern wie etwa in den Niederlanden oder in Dänemark gebe es längst eine virtuelle Leitstelle. Dort würden dann von der Notfallrettung bis zur Gesundheitsberatung alle Bereiche der Gesundheitsversorgung abdeckt. „Derzeit überlassen wir den Hilfesuchenden die Entscheidung, wohin sie sich wenden“, sagte Axel Kortevoß von der vdek, der den Bericht maßgeblich erstellt hat. Also etwa zum Hausarzt, zum Notdienst vor Ort bis hin zu telefonischen Stellen, also der 112 sowie der 116 117.

Unterstützung gab es auch von den Ärzten: „Wenn wir uns fragen, wie ein besser funktionierender Rettungsdienst aussehen kann, dann muss es wieder darum gehen, die echten Notfälle schnell zu identifizieren und Patienten so schnell wie möglich in die medizinisch hochqualifizierten Behandlungseinheiten zu bringen. Also zum Beispiel dann, wenn es um Herzinfarkte oder Schlaganfälle geht“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen, Frank Dastych.

AOK: Leitstellen-Gebühren deutlich gestiegen

Durch die virtuelle Gesundheitsleitstelle könnten zudem die Kosten der Leitstellen deutlich gesenkt werden, hieß es. Eine Auswertung der AOK Hessen zeige, dass die Leitstellen-Gebühren der Notfallrettung innerhalb von zehn Jahren um 73 Prozent gestiegen sind, die des Krankentransportes sogar um 97 Prozent, sagte Isabella Erb-Herrmann von der AOK Hessen.

Auch die Björn Steiger Stiftung für Notfallhilfe und Rettungswesen fordert eine vernetzte Gesundheitsleitstelle, bei der die 112 für Notfälle und die 116 117 für Anfragen, die keine medizinischen Notfälle sind, zusammenlaufen. Diese habe Zugriff sowohl auf den Rettungsdienst als auch auf Bereitschaftsdienste, Palliativ-Teams und alle anderen Dienstleister aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich. Im Frühjahr hatte die Stiftung Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingereicht, um bundesweit einheitliche Standards in der Notfallversorgung zu erreichen. 

Und was sagen die Rettungsdienste selbst? 

Man sehe dem Prüfbericht mit Interesse entgegen, heißt es etwa beim hessischen Landesverband vom Deutschen Roten Kreuz. „Seit Langem setzen wir uns für eine Reform der Notfallversorgung ein, um Ineffizienzen zu vermeiden und sektorenübergreifend zu agieren. Dabei ist es unser Ziel, Alternativstrukturen zur klassischen Krankenhausversorgung zu schaffen und die Akutmedizin patientennah weiterzuentwickeln.“ 

Der Bericht wurde auf Basis von Zahlen aller 25 Leitstellen in Hessen hat erstellt.

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