Gedenkfeier: „Wir tun es für dich“: Steinmeier würdigt Margot Friedländer

  • Juli 9, 2025

Der Bundespräsident hat die verstorbene Holocaust-Überlebende nach eigenem Bekunden oft getroffen. In ihrem Leben erkennt der Präsident einen Auftrag.

Mit sehr persönlichen Worten hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier noch einmal das Leben und das Vermächtnis der verstorbenen Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer gewürdigt. „Es ist an uns, in ihrem Sinne weiterzuarbeiten – und zu kämpfen für Toleranz, für Demokratie, für Menschlichkeit“, sagte Steinmeier bei einer Gedenkfeier für die Berliner Ehrenbürgerin. Sie war am 9. Mai im Alter von 103 Jahren gestorben. 

Margot Friedländer stammte aus einer jüdischen Familie und wurde deshalb von den Nationalsozialisten verfolgt. Sie überlebte das Konzentrationslager Theresienstadt. Ihre Mutter und ihr Bruder wurden in Auschwitz ermordet. Sie selbst ging nach der Befreiung 1945 mit ihrem Mann ins Exil in die USA. Erst mit 88 Jahren zog Margot Friedländer zurück in ihre Heimatstadt Berlin und erzählte ihre Geschichte als Zeitzeugin unter anderem in Schulen. Ihr eindringlichster Appell gegen Ende ihres Lebens war: „Seid Menschen.“ 

Dass sie gestorben sei, hinterlasse Trauer, aber auch Dankbarkeit, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner bei der Gedenkfeier in der Berliner Philharmonie. „Sie kam zurück zu uns, um uns die Hand zu reichen.“ 

„Eine Strahlkraft, die jeden Raum erfüllte“ 

Bundespräsident Steinmeier sagte, er habe das Glück gehabt, Margot Friedländer oft zu begegnen. „Jedes Zusammentreffen mit ihr war etwas ganz Besonderes. Es war ein Glück, mit ihr zu sprechen. Sie verfügte über eine Strahlkraft, die jeden Raum erfüllte. Mit ihrer Zugewandtheit, ihrer großen Liebe zu den Menschen, ihrer Güte zog sie alle in ihren Bann – ob jung oder alt.“ 

Dabei sei ihr Schicksal ungeheuerlich und unfassbar gewesen, fuhr Steinmeier fort. Sie habe dies nicht erzählt, um zu erschrecken, auch nicht aus Bitterkeit. „Sie wollte uns bewahren, davor bewahren, dass solch ein Menschheitsverbrechen wieder geschieht“, erklärte Steinmeier. Die Veränderungen in der Gesellschaft hätten sie in ihren letzten Lebensjahren erschreckt, so etwa das Erstarken von Extremismus und Antisemitismus. Ihre Warnung „So hat es ja damals auch angefangen“ bleibe. 

„In unseren Herzen lebst Du weiter“ 

„Wir werden nie wieder ihren warmen Blick spüren“, betonte Steinmeier. „Wir werden nie wieder mit ihr lachen oder mit ihr weinen. Wir werden nie ihre Worte vergessen: ‚Seid Menschen!‘. Ja, und das versprechen wir ihr. Wir tun es für unsere Kinder und Enkel. Und wir tun es für Dich, Margot. In unseren Herzen lebst Du weiter. Für immer.“ 

Mit über 101 Jahren hatte Margot Friedländer 2023 eine eigene Stiftung gegründet, die nun auch die Gedenkfeier ausrichtete. Zweck der Stiftung ist der Einsatz für Demokratie und Freiheit und gegen Antisemitismus und Ausgrenzung. Sie vergibt jährlich einen nach Friedländer benannten Preis. 

„Danke Margot“ 

Der Abschied von Margot Friedländer sei kein Abschluss, sagte Stiftungsvorstand Karsten Dreinhöfer. „Im Gegenteil, jetzt beginnt die Arbeit erst recht.“ Mit der Stiftung gehe Friedländers Mission weiter. Sie habe darauf vertraut, dass jeder Verantwortung übernehme, im eigenen Umfeld und nach den eigenen Möglichkeiten. 

„Es braucht unsere Stimme gegen Antisemitismus, gegen Ausgrenzung, gegen Gleichgültigkeit. Es braucht unser Handeln für Demokratie, für Mitgefühl, für Respekt.“ Das sei Aufgabe und Chance und etwas, das bleibe, sagte Dreinhöfer. Er schloss mit den Worten: „Danke Margot.“

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