Ermittlungen zu rechtsextremen Gesängen in Bar auf Sylt größtenteils eingestellt

  • April 28, 2025

Knapp ein Jahr nach dem Skandal um rechtsextreme Gesänge zu dem Partyhit „L’amour Toujours“ in einer Bar auf der Nordseeinsel Sylt hat die Staatsanwaltschaft Flensburg die Ermittlungsverfahren gegen drei von vier Beteiligten eingestellt. Das Absingen der Textzeile „Ausländer raus, Deutschland den Deutschen“ erfülle im vorliegenden Fall laut höchstrichterlicher Rechtsprechung noch nicht den Straftatbestand der Volksverhetzung, teilte die Behörde am Montag mit.

Gegen einen vierten Beteiligten, der bei dem durch ein Video in sozialen Medien dokumentierten Vorfall, mit winkendem Arm einen Hitlergruß machte und mit der anderen Hand einen „Hitlerbärtchen“ andeutete, wurde demnach Klage erhoben. Die Staatsanwaltschaft Flensburg beantragte gegen ihn über den Weg eines Strafbefehls eine Verwarnung wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Als Auflage soll er 2500 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zahlen. Akzeptiert er, gibt es keinen Prozess.

Der Fall hatte im Mai bundesweit Empörung ausgelöst und eine Debatte über die Verbreitung rechtsextremistischer Einstellungen in der Bevölkerung ausgelöst. Es zeigte mehrere junge Menschen, die bei einer Feier zu dem Partyhit „L’Amour Toujours“ die Zeilen „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“ auf der Terrasse des Lokals anstimmten. In den folgenden Wochen wurden weitere Vorfälle mit dem Lied etwa bei Volksfesten gemeldet.

Bei den Beteiligten aus dem Video handelte es sich um zwei Männer und eine Frau, die als Studentin einer Hamburger Fachhochschule identifiziert wurde. Die Hochschule verhängte gegen sie ein zweimonatiges Hausverbot. Eine Extmatrikulation wurde geprüft, jedoch als unverhältnismäßig verworfen.

Laut Staatsanwaltschaft erfüllen weder der Inhalt der von den Beschuldigten gerufenen Parolen noch „die Gesamtumstände“ des damaligen Geschehens gemäß höchstrichterlicher Maßstäbe den Straftatbestand der Volksverhetzung. Zwar kämen darin „Vorbehalte und Ablehnung“ gegenüber Ausländern zum Ausdruck, erklärte diese. Nicht möglich sei dem Ermittlungsergebnis zufolge aber der „zweifelsfreie Rückschluss“, dass damit „eine aggressive Missachtung und Feindschaft in der Bevölkerung erzeugt oder gesteigert werden sollten“.

Gegen einen vierten Beteiligten ermittelte die Anklagebehörde in der schleswig-holsteinischen Stadt wegen des Verdachts des Verbreitens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, weil er das Video gefilmt und veröffentlicht hatte. Das Verfahren gegen ihn wurde nach Angaben vom Montag eingestellt, weil ihm in einem anderen Verfahren bereits eine Strafe droht, die gegenüber der wegen dieses Vorwurfs drohenden Bestrafung nicht besonders ins Gewicht fällt. Weitere Angaben dazu wurden nicht gemacht.

  • Ähnliche Beiträge

    • Oktober 31, 2025
    Zustimmung in Großbritannien zu Titel-Entzug für König-Bruder Andrew

    Die historische Entscheidung des britischen Königs Charles III., seinem Bruder Andrew wegen seiner früheren Verbindungen zum US-Sexualstraftäter Jeffrey Epstein sämtliche königlichen Titel zu entziehen, ist in Großbritannien auf breite Zustimmung gestoßen. Während der Liveübertragung der BBC-Talkshow „Question Time“ am Donnerstagabend brach das Publikum im Saal spontan in Beifall aus, als die Nachricht verkündet wurde.

    • Oktober 31, 2025
    Fußball-Bundesliga: Ole Werner zum Gegner Stuttgart: „Der Beste seit Bayern“

    RB-Trainer Werner erwartet eine schwere Aufgabe gegen die Stuttgarter. Er merkt auch beim Training, wie wichtig das Spiel der Mannschaft ist. Immerhin gab es zuletzt vier Niederlagen gegen den VfB.

    Du hast verpasst

    Zustimmung in Großbritannien zu Titel-Entzug für König-Bruder Andrew

    • Oktober 31, 2025
    Zustimmung in Großbritannien zu Titel-Entzug für König-Bruder Andrew

    Fußball-Bundesliga: Ole Werner zum Gegner Stuttgart: „Der Beste seit Bayern“

    • Oktober 31, 2025
    Fußball-Bundesliga: Ole Werner zum Gegner Stuttgart: „Der Beste seit Bayern“

    Keine Verletzten: Polizeieinsatz an Schule in Witten – Fehlalarm vermutet

    • Oktober 31, 2025
    Keine Verletzten: Polizeieinsatz an Schule in Witten – Fehlalarm vermutet

    Landgericht Mannheim: Prozess nach Todesfahrt: „Getrieben von starker Wut“

    • Oktober 31, 2025
    Landgericht Mannheim: Prozess nach Todesfahrt: „Getrieben von starker Wut“

    Bayerischer Fußball-Verband: Todesdrohung gegen 12 Jahre alten Referee? Verband ermittelt

    • Oktober 31, 2025
    Bayerischer Fußball-Verband: Todesdrohung gegen 12 Jahre alten Referee? Verband ermittelt

    Gewaltkriminalität: Spranger: „Berlin duldet keine Waffengewalt“

    • Oktober 31, 2025
    Gewaltkriminalität: Spranger: „Berlin duldet keine Waffengewalt“