Gut zu wissen: Kann aus einem Supermarkt-Ei wirklich ein Küken schlüpfen?

  • Juli 15, 2025

Supermarkt-Eier sollten eigentlich keine Küken hervorbringen. Trotzdem gibt es immer wieder Berichte von solchen Fällen. Ein Experte verrät, wie es dazu kommen kann.

Ein Mann will seine Hühnerherde vergrößern, hat aber keinen Hahn. Er jubelt den Hennen stattdessen sechs Eier aus dem Supermarkt unter und siehe da, aus fünf von ihnen schlüpfen ein paar Tage später wirklich Babyhühner – erzählt er. Und eine Frau, die nach einem Kurzurlaub nach Hause gekommen ist, will gleich von einem ganzen Geschwader Küken empfangen worden sein, geschlüpft aus handelsüblichen Eiern, ausgebrütet von der Sommerhitze.

Sind solche Fälle nur Legenden oder können Supermarkt-Eier tatsächlich ausgebrütet werden? Ist Überraschungsschlüpfen möglich? Wir haben bei Hans-Peter Goldnick nachgefragt. Er ist Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft und Vorsitzender des Bundesverbandes Ei. Wenn einer weiß, wie viel Wahrheit in den Geschichten steckt, dann er.

Sind Supermarkt-Eier befruchtet oder nicht?

Hühner legen Eier. Dazu benötigen sie keinen Hahn, denn eine Befruchtung ist nur notwendig, wenn aus dem Ei später ein Küken schlüpfen soll. In der Regel sind Supermarkt-Eier, die für den Verzehr bestimmt sind, daher unbefruchtet. Es gibt aber Ausnahmen. Dass es dennoch ab und an ein befruchtetes Ei in den Handel schafft, erklärt Goldnick damit, dass es besonders bei Eiern aus Freiland-, Bio- und Ökohaltung üblich sei, auch Hähne in den Hennenbeständen zu halten. Das sei nichts Ungewöhnliches.

Warum werden Hähne zu den Legehennen gesetzt?

In der Regel komme auf etwa 14 Hennen ein Hahn. Hähne setze man dazu, „um das natürliche Verhalten der Tiere zu unterstützen“, sagt Goldnick. „Hähne sind die Kommandogeber in einer Hühnerherde. Sie sorgen für Ordnung, geben Warnrufe bei Gefahr und beschützen die Hennen.“ Ein Hahn in der Herde trage so zum Wohlbefinden der Tiere bei.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass man ein befruchtetes Ei im Eierkarton findet?

„Es ist nicht wahrscheinlich, dass, wenn Sie morgen irgendwo zehn Eier kaufen und in den Brüter packen, zehn Küken schlüpfen oder auch nur eines“, meint der Experte. Denn selbst wenn Hähne im Bestand seien, sei der Anteil befruchteter Eier minimal. Es müssten viele Zufälle zusammenkommen, damit ein Ei befruchtet und noch brutfähig ist. „Das ist wirklich die absolute Ausnahme.“ Und: Ist ein Ei befruchtet, heißt das nicht, dass man ein Küken im Ei findet. Es handelt sich lediglich um einen Zellkern. Ein Küken entsteht erst durch das Brüten.

Kann es passieren, dass aus einem handelsüblichen Ei unerwartet ein Küken schlüpft?

Dass ein Küken ohne bewusstes Brüten schlüpft, sei praktisch ausgeschlossen. „Es handelt sich dabei um einen hochkomplexen Vorgang, für den bestimmte Konditionen zutreffen müssen. Jenseits dieser Konditionen passiert nichts“, sagt Goldnick. Damit ein Küken schlüpfe, müsse das Ei nicht nur befruchtet und sehr frisch sein, sondern auch über etwa 21 Tage konstant bebrütet werden – entweder von einer Henne oder in einer Brutmaschine. „Die Bedingungen in einer normalen Küche reichen dafür nicht aus“, erklärt der Experte. „Diese ganzen Geschichten ‚Ich bin nach Hause gekommen und dann war der Hof voller Hühner‘, sind Blabla.“

Gibt es Anzeichen, an denen man erkennen kann, ob ein Ei befruchtet ist oder nicht?

Ob ein Ei befruchtet ist, ist gar nicht so leicht zu erkennen. Denn von außen sehen unbefruchtete und befruchtete Eier genau gleich aus. Hühnerhalter durchleuchten Eier, das nennt man Schieren, etwa ab dem vierten Tag der Brutperiode, um festzustellen, ob das Ei befruchtet ist. In einem solchen Fall ist ein feines Netz aus Blutadern mit einem dunklen Fleck in der Mitte zu erkennen. „Bei der weißlichen Schnur im Ei, die der Ottonormalbürger gerne als Hahnentritt bezeichnet, handelt es sich nur um die Hagelschnur“, so Goldnick. Diese spiralförmige Schnur aus Protein fixiert lediglich das Eigelb in der Mitte und ist genauso wenig ein Befruchtungsanzeichen wie ein roter Punkt im Eidotter. Übrigens: Je sichtbarer die Hagelschnur ist, desto frischer ist das Ei.

Kann man befruchtete Eier bedenkenlos essen?

Für den Verzehr mache es keinen Unterschied, ob ein Ei befruchtet ist oder nicht, sagt Goldnick. „Befruchtete Eier sind völlig unbedenklich.“

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