Gesellschaft: Sozialverband will Entschädigung für Unrecht an Gehörlosen

  • Juli 22, 2025

Viele Gehörlose haben in deutschen Schulen über Jahrzehnte Unrecht und Leid erfahren. Bürgerschaft und Senat haben sich dafür inzwischen entschuldigt. Dem Sozialverband reicht das aber nicht.

Die von Senat und Bürgerschaft ausgesprochene Entschuldigung für das bis in die 1990er Jahre begangene Unrecht an gehörlosen Menschen reicht aus Sicht des Sozialverbands nicht aus. „Die damaligen pädagogischen Methoden haben viele traumatisiert“, sagte der Hamburger Sozialverbandsvorsitzende Klaus Wicher. Vielen seien Chancen und Möglichkeiten vorenthalten worden. „Dafür muss auch Hamburg Entschädigung leisten.“

Bürgerschaft und Senat entschuldigen sich

Die Bürgerschaft hatte in ihrer Sitzung am vergangenen Mittwoch mit Blick auf das jahrzehntelange Unrecht an Gehörlosen festgestellt: „Die Folgen dieser strukturellen Gewalt, insbesondere in Bildungseinrichtungen, sind bis heute nicht umfangreich aufgearbeitet, anerkannt und entschädigt worden.“ Gleichzeitig forderte das Parlament den rot-grünen Senat auf, „sich auf Bundesebene für einen Entschädigungsfonds für heute Erwachsene, die als Kinder und Jugendliche in Schulen Leid und Unrecht aufgrund ihrer Hörschädigung erfahren haben, einzusetzen“.

Die Entschuldigung sei ein sehr wichtiges Zeichen für alle Gehörlosen in der Stadt, sagte Wicher. Es reiche aber nicht, sich erst zu entschuldigen und dann die Verantwortung auf den Bund zu schieben. „Es ist schwierig, einen Entschädigungsfonds zu fordern, selbst aber nichts dazu beisteuern zu wollen“, sagte Wicher. Auch der Senat müsse Geld zur Verfügung stellen.

Sozialverband fordert Sinnesbehindertengeld

Gehörlose seien weiterhin im Hintertreffen: „Ich verstehe nicht, warum der Unterstützungsbedarf gehörloser und taubblinder Menschen immer noch nicht anerkannt ist.“ Wicher plädierte deshalb für ein Sinnesbehindertengeld. Gleichzeitig verwies er auf Thüringen, wo bereits 2023 anerkannt worden sei, dass alle sinneseingeschränkten Menschen unterstützt werden sollten. Dort erhielten Taubblinde und Gehörlose zusätzlich 172 Euro pro Monat. „Das würde auch in Hamburg vielen weiterhelfen“, sagte Wicher. 

Gehörlose haben nach Einschätzung der Bürgerschaft vor allem durch das teils mit Gewalt durchgesetzte Verbot von Gebärden und den Zwang zur Lautsprache in den Schulen bis in die 1990er-Jahre viel Unrecht und Leid erlitten. Erst 2002 wurde die Deutsche Gebärdensprache mit Verabschiedung des Behindertengleichstellungsgesetzes als eigenständige Sprache anerkannt. Und erst 2009 sei der gebärdensprachliche Unterricht mit der UN-Behindertenrechtskonvention gesetzlich verankert worden.

  • Ähnliche Beiträge

    • Juli 22, 2025
    Musiker: Black-Sabbath-Frontmann Ozzy Osbourne gestorben

    Ozzy Osbourne ist tot. Der britische Rocker wurde 76 Jahre alt. Erst vor zwei Wochen hatte sich der schwerkranke Musiker von der Bühne verabschiedet.

    • Juli 22, 2025
    Sänger von Black Sabbath: Heavy-Metal-Ikone Ozzy Osbourne gestorben

    Vor wenigen Wochen gab Ozzy Osbourne ein gefeiertes Abschiedskonzert in seiner Heimatstadt Birmingham. Nun ist die Rock-Legende gestorben.

    Du hast verpasst

    Sänger von Black Sabbath: Heavy-Metal-Ikone Ozzy Osbourne gestorben

    • Juli 22, 2025
    Sänger von Black Sabbath: Heavy-Metal-Ikone Ozzy Osbourne gestorben

    Musiker: Black-Sabbath-Frontmann Ozzy Osbourne gestorben

    • Juli 22, 2025
    Musiker: Black-Sabbath-Frontmann Ozzy Osbourne gestorben

    FKA twigs: Missbrauchsklage gegen Shia LaBeouf beendet

    • Juli 22, 2025
    FKA twigs: Missbrauchsklage gegen Shia LaBeouf beendet

    Röcke und Hosen im Sommer: Modisch durch den Sommer – ohne Denim-Shorts

    • Juli 22, 2025
    Röcke und Hosen im Sommer: Modisch durch den Sommer – ohne Denim-Shorts

    Black-Sabbath-Frontmann Ozzy Osbourne gestorben

    • Juli 22, 2025
    Black-Sabbath-Frontmann Ozzy Osbourne gestorben

    Schleswig-Holstein: Auf dem Weg nach Sylt: IC kollidiert mit Schafen

    • Juli 22, 2025
    Schleswig-Holstein: Auf dem Weg nach Sylt: IC kollidiert mit Schafen