
Ein Forschungsteam hat in Berliner Gewässern Nikotin nachgewiesen. Das Nikotin aus weggeworfenen Kippen gelangt vor allem über Starkregen und die Kanalisation in die Gewässer, wie das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) am Mittwoch berichtete. Die gemessenen Nikotinkonzentrationen seien für die meisten Organismen unbedenklich.
Die Expertinnen und Experten untersuchten im Sommer 2019 insgesamt 56 Wasserproben aus vierzehn Seen, neun Teichen, neun Flüssen, acht Kanälen und zwei kanalisierten Bächen in der Bundeshauptstadt. Sie fanden Nikotin in jeder Wasserprobe. Die Konzentrationen schwankten aber stark und lagen zwischen sieben und etwa 1500 Nanogramm pro Liter.
Hauptursache ist der Regen, der das Nikotin aus weggeworfenen Kippen auswäscht. Eine Zigarettenkippe enthält noch rund zwei Milligramm Nikotin, das leicht wasserlöslich ist. Niederschläge führten der Analyse zufolge zu einem Anstieg der Zigarettenrückstände insbesondere in Kanälen, wo die Konzentrationen daraufhin bis zu 16-mal höher waren. Zudem war die Nikotinkonzentration in Gewässern mit Kanalisationsanschluss im Schnitt etwa doppelt so hoch wie in Gewässern ohne Zugang zur Kanalisation.
Die gemessenen Nikotinkonzentrationen sind der Studie zufolge für die meisten Organismen unbedenklich. So wird für zehn verschiedene Süßwasserfischarten eine tödliche Dosis zwischen 2210 und 8450 Nanogramm pro Liter bei einwöchiger Einwirkung genannt. Für Kleinstorganismen wie Wasserflöhe liegt der Wert, wo die Nikotinkonzentration keinen negativen Effekt hat, jedoch bereits bei 100 Nanogramm pro Liter.
Allerdings geben die Forscher keine Entwarnung. „Angesichts der allgemein abnehmenden Wasserführung von Gewässern und der Zunahme von einzelnen Starkregenereignissen kann die Nikotinbelastung von innerstädtischen Gewässern auch in Berlin zu einem Problem werden“, erklärte Studienleiter Markus Venohr. Zudem werde aus Zigarettenkippen „ein ganzer Cocktail potenziell schädlicher Stoffe ausgewaschen, die einzeln oder alle zusammen weit größere ökologische Auswirkungen haben können“.