
Lug und Trug gibt es überall – besonders im Netz. Auch die Liebe ist davor nicht gefeit, wie eine Reportage im ZDF zeigt. Meist fängt alles harmlos und unverfänglich an – bis die Falle zuschnappt.
„Hi Süße, ich denk an dich“ oder „Liebste, wann sehen wir uns endlich?“ – mit solchen kleinen Botschaften werden im Internet ahnungslose Frauen geködert, die gerne einen Mann kennenlernen möchten. Einen seriösen natürlich, der es wirklich ernst meint. Doch stattdessen flirtet man oft mit einem Betrüger. So wie es drei Frauen namens Anja, Visnja und Uschi erlebt haben – sie sind allesamt Opfer von „Love Scamming“ („Liebesbetrug“) geworden.
Verliebt wie ein Teenager
Davon erzählt die Reportage „Alles Lüge, alles Fake – Liebesbetrug im Netz“ aus der Reihe „37 Grad“ heute um 22.15 Uhr im ZDF. „Love Scamming“ ist eine Betrugsmasche, bei der Kriminelle auf Dating-Plattformen und in sozialen Netzwerken versuchen, mit vorgetäuschter Verliebtheit ihre empfänglichen Opfer emotional zu packen und sie um ihr Geld zu bringen.
„Diese emotionale Abhängigkeit war für mich das Allerschlimmste“, sagt Anja (52) im Film. Sie arbeitet als freie Künstlerin, bemalt Steine mit hübschen Mustern und engagiert sich in der Igelhilfe – das alles gefiel einem angeblichen US-Geschäftsmann vermeintlich so sehr, dass er ihr fortan täglich viele Komplimente schickte. Sie schrieb ihm, dass sie mit Ralf verheiratet sei (der auch zu Wort kommt), entwickelte aber dennoch Gefühle für den Unbekannten. Wie ein Teenager, was sie ziemlich offen erzählt.
Die Spur führt nach Nigeria
Visnja (50) stammt aus Kroatien und führt einen kleinen Blumenladen am Bodensee. Alles war gut, bis eine US-Autohändlerin im Netz den Kontakt zu ihr suchte. Die Floristin war nach 16 Jahren gerade wieder Single und fand die fremde Frau anziehend.
Die 69-jährige Rentnerin Uschi ist vor zehn Jahren an einen Betrüger geraten, dem sie viel zu schnell zu viel Geld geliehen hat – weg war es. Seit dieser Erfahrung bietet sie anderen Opfern eine Beratung und Hilfe an, mit Visnja ist sie nun befreundet. Das sei ihre Art, sich zu wehren, sagt sie: „Ich kann kein Opfer sein.“ Gemeinsam verfolgen sie die Spuren der gefälschten Profile einer Betrügerbande bis nach Nigeria und Kanada, wofür sie viel Geld und Zeit investieren.
Die seelischen Folgen: Stress, Angst, Leere
Autorin Angela Giese („Liebe mit großem Altersunterschied“) zeigt, wie schnell es Betrügern erstaunlicherweise gelingt, eine emotionale Beziehung zu ihren Opfern aufzubauen, mit erfundenen Geschichten über haarsträubende Notlagen oder erfolgversprechende Investitionen.
Die möglichen Folgen für die Betrogenen sind Stress, Angstzustände, Schlaflosigkeit, Depressionen – und eine große Leere. Um zu einem inneren Frieden zurückzufinden, wäre es wohl am besten, alle Chats und Kontakte zu löschen und zu vergessen – aber das ist leider nicht jedem der Opfer gegeben.