
Mehr als die Hälfte der Hausärzte in NRW sind älter als 55. Das Land steuert unter anderem mit der Landarzt-Quote im Medizinstudium dagegen. Das allein reicht aber nicht.
Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hält mehr Anstrengungen für nötig, um den Hausarztmangel im bevölkerungsreichsten Bundesland in den Griff zu bekommen. „Das Problem ist wirklich groß, und es wird größer werden“, sagte Laumann im WDR 5-„Morgenecho“. In vielen Regionen des Landes seien mehr als die Hälfte der Hausärzte älter als 60 Jahre.
Zwar haben sich für die 2019 eingeführten Medizinstudiengänge mit Landarztquote in NRW inzwischen 1.000 Studierende eingeschrieben. Die Quote von 7,8 Prozent der für das Landarzt-Programm reservierten Medizinstudienplätze sei aber ausgeschöpft, sagte Laumann.
Zehn Bewerbungen auf jeden Landarzt-Studienplatz
Die Landarzt-Studienplätze werden an ausgewählte Bewerber vergeben, die sich vertraglich verpflichten, nach Abschluss ihrer Facharztausbildung für zehn Jahre in einer unterversorgten Region als Hausärztin oder -arzt zu arbeiten. Sie brauchen kein Spitzenabitur, der übliche Numerus Clausus ist nicht erforderlich. Die ersten Absolventen werden 2026 in die hausärztliche Versorgung einsteigen.
Trotz der strengen vertraglichen Verpflichtungen kommen nach Angaben Laumanns auf jeden Landarzt-Studienplatz zehn Bewerbungen. Der größte Teil der Studierenden sei etwas älter und habe bereits einen Beruf im Gesundheitsbereich, etwa in der Krankenpflege oder Physiotherapie ausgeübt. Die Menschen wüssten, worauf sie sich einlassen, so der Minister.
Das Land steuert nach Worten Laumanns auch mit dem Aufbau etwa der neuen Medizinischen Fakultät in Bielefeld dem Hausarztmangel vor allem in Westfalen entgegen. Und über das Hausarztprogramm würden Niederlassungen auf dem Land mit rund 60.000 Euro gefördert, um auch für kleine Dörfer Ärzte zu finden.
Image der Allgemeinmedizin verbessern
Der Minister forderte allerdings auch von den Universitäten, die Allgemeinmedizin als eine wichtige Facharztausbildung darzustellen. Heute gebe es an jeder Universität mit Medizin-Studiengang eine Professur auch für Allgemeinmedizin. 2017 habe es nur noch eine solche Professur in Düsseldorf gegeben. „Ich hoffe, dass das Image der Allgemeinmedizin wieder gestiegen ist, weil es eigentlich auch heute von vielen Standesverbänden in der Ärzteschaft schon als eine sehr erfüllende ärztliche Tätigkeit dargestellt wird“, sagte Laumann. Allgemeinmedizin sei die Basisversorgung im Land. Sie werde in jedem Stadtteil, aber jedem Dorf gebraucht.