Starlink-Jäger: China baut Weltraumkanone – (angeblich) gegen Weltraumschrott

  • August 14, 2025

Eine Waffe aus China soll Weltraumschrott einfangen, kann aber auch andere Objekte zerstören. Die einfache Technik ist ideal geeignet für die Jagd auf Starlink-Satelliten.

Luft- und Raumfahrtingenieure aus Nanjing, Shanghai und Shenyang haben das Modell einer Weltraumkanone vorgestellt. Sie soll Weltraumschrott einfangen, könnte aber auch als Waffe eingesetzt werden. Die Entwicklung wirft Fragen zur Militarisierung des Weltraums auf, da die Technologie sowohl zivile als auch militärische Zwecke erfüllen könnte.

Bodengestützte Systeme

Das Modell weist zwei Besonderheiten auf. Zum einen soll die Kanone im Weltraum stationiert werden und nicht von der Erdoberfläche aus operieren. Für denselben Zweck werden auch riesige Laser entwickelt, die vom Boden aus Schrottteilchen verdampfen können – oder aber andere Satelliten zerstören könnten.

Solche bodengestützten Laser sind jedoch durch Wetterbedingungen und atmosphärische Störungen eingeschränkt, was die weltraumgestützte Kanone potenziell vielseitiger macht. Sie kann zudem auch an die andere Seite der Erde beordert werden.

Rückstoßfreie Kanone

Für eine Stationierung im All muss das Gerät zwingend kompakt sein, und sein Energieverbrauch darf nicht zu groß werden. Daher setzen die Forscher nicht auf futuristische Technik, sondern auf Bewährtes. Es handelt sich buchstäblich um eine Kanone, die ein Projektil mithilfe einer Treibladung verschießt. Diese Technologie basiert auf Prinzipien, die bereits in terrestrischen Waffensystemen erprobt wurden, nun jedoch für den Weltraumeinsatz optimiert sind.

Allerdings ist es ein geschlossenes System: Anders als bei einer Haubitze entweicht das Gas der Explosion nicht durch den Lauf. Die Ladung wird in einer Kammer gezündet, beschleunigt zunächst einen Schlitten, der wiederum das Projektil antreibt. Dieses Design minimiert die Auswirkungen der Explosion auf die Plattform selbst.

Laut der chinesischen Zeitschrift „Acta Aeronautica et Astronautica Sinica“ erzeugt das Gerät beim Abfeuern weder Rauch noch Licht und nur geringe Vibrationen. Es arbeitet weitgehend rückstoßfrei. Das ist bei einer kleinen Plattform wie einem Satelliten extrem wichtig, da dieser sonst in Turbulenzen geraten könnte. Die Idee ist nicht neu; das Militär entwickelt seit Langem rückstoßfreie Waffen, etwa für Infanterie oder Panzerabwehr.

In der chinesischen Konstruktion absorbiert ein Ring in der Nähe der Mündung die Energie und wandelt sie in Verformung um. Das Gas bleibt eingekapselt, was die Gefahr von Treibstoffrückständen im Orbit reduziert. Solche Rückstände könnten selbst zu neuem Weltraumschrott werden.

Teilchen im Müllbeutel gefangen

Das Projektil entfaltet sich zu einem Netz, in dem die Trümmerteilchen eingesammelt werden. Vermutlich muss der Müllbeutel nicht eingesammelt werden. Er dürfte den Schrottteilchen einen Großteil ihrer kinetischen Energie rauben, sodass das gesamte Paket die bisherige Umlaufbahn verlässt und in der Atmosphäre verglüht. Die Wissenschaftler gehen von einer rückstoßfreien Entsorgung aus: „Darüber hinaus birgt die Verbrennung des Treibstoffs und seiner Nebenprodukte langfristige Verschmutzungsrisiken für die Umlaufbahn und kann zu Schäden an empfindlichen Raumfahrzeugkomponenten oder optischen Störungen führen.“ 

Der Vorteil des Systems liegt darin, dass es wartungsfrei arbeitet und lange Zeit im Ruhemodus verharren kann. Die Technik ist zudem einfach gehalten und lässt sich leicht in Massenproduktion herstellen. Dies macht sie nicht nur für den zivilen Einsatz attraktiv, sondern auch für militärische Zwecke, bei denen Kosten und Skalierbarkeit entscheidend sind.

Tatsächlich ist der wachsende Weltraumschrott ein Problem, für das es bislang keine echte Lösung gibt. Schon kleinste Teile können durch ihre hohe Geschwindigkeit Satelliten oder andere Raumfahrzeuge zerstören oder beschädigen. Da der Weltraum von Jahr zu Jahr voller wird, wächst auch die Menge des Weltraumschrotts. Laut Schätzungen der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) umkreisen derzeit über 36.000 Objekte mit einer Größe von mehr als zehn Zentimetern die Erde, dazu Millionen kleinerer Partikel. Kollisionen könnten eine Kettenreaktion auslösen, bekannt als Kessler-Syndrom, die den Weltraum für Jahrzehnte unnutzbar machen könnte.

Chinas Antwort auf die Starlink-Armada

Das Problem existiert also tatsächlich, dennoch ist anzunehmen, dass es sich bei dem Gerät auch um eine neue Art von Antisatelliten-Waffe handelt. Bis vor wenigen Jahren verfügte jede Militärmacht über eine überschaubare Zahl militärischer Satelliten, die in großer Höhe operierten. Diese konnten mit schweren Boden-Luft-Raketen unschädlich gemacht oder mit Laserwaffen oder Railguns ähnlich angegriffen werden. Solche Angriffe sind jedoch teuer und technisch aufwendig.

Das Starlink-System von Elon Musk hat die Bedingungen jedoch verändert. Anstelle von maximal einigen Dutzend Satelliten besteht es aus Zehntausenden. Es wäre aussichtslos, derartige kostengünstige Massensatelliten mit Systemen wie der russischen S-500 Prometheus zu bekämpfen. Selbst Atomwaffen, die einen elektromagnetischen Puls (EMP) auslösen, stoßen an ihre Grenzen. Sie würden ein großes Loch in das Netz von Satelliten reißen, das jedoch durch die Verlagerung anderer Satelliten schnell geschlossen werden könnte. Zudem würde ein EMP-Angriff auch eigene Satelliten gefährden und internationale Verträge verletzen.

Die militärische Bedeutung der Starlink-Satelliten zeigte sich im Ukrainekrieg, wo sie eine zuverlässige Kommunikation ermöglichten. Dabei ist dies erst der Anfang. Sowohl die USA als auch China arbeiten an vergleichbaren Satelliten, die ebenfalls in geringer Höhe operieren und von Anfang an auf Beobachtung und militärische Kommunikation ausgelegt sind. Der nun vorgestellte Werfer zeigt eine Technologie, die verspricht, zu geringen Kosten Jagd auf derartige Satelliten zu machen. Durch die Fähigkeit, präzise und unauffällig Netze auszuwerfen, könnte die Kanone einzelne Satelliten gezielt außer Gefecht setzen, ohne sichtbare Spuren zu hinterlassen. Dies würde sie ideal auch für verdeckte Operationen machen, bei denen ein Angriff nicht sofort als solcher erkennbar ist.

Quelle:SCMP

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