Klima: Wieder heiß: Letzte Gletscher schmelzen immer schneller

  • August 18, 2025

Wieder heiß. Die letzten Gletscher Deutschlands schmelzen unaufhaltsam dahin. Experten geben ihnen nur noch wenige Jahre. Vielleicht muss die Prognose sogar korrigiert werden.

Wenig Schnee im Winter, trocken im Frühjahr – und jetzt: Wieder heiß – sehr heiß. Wissenschaftler blicken mit immer größerer Sorge auf die dahinschmelzenden Gletscher. Spätestens in etwa zehn Jahren, so bisher die Prognose, wird es in Deutschland keine Gletscher mehr geben. 

Akut bedroht

Noch sind es vier: Als Erste werden den Forschern zufolge Watzmann- und Blaueisgletscher bei Berchtesgaden ihren Status als Gletscher verlieren. Das könnte schon sehr bald sein – und damit schneller erwartet. „Sie sind akut bedroht“, sagt Geograf Wilfried Hagg von der Hochschule München. 

Danach könnte es den Nördlichen Schneeferner an der 2962 Meter hohen Zugspitze treffen. Ende des Jahrzehnts dürfte er nicht mehr als Gletscher gelten. Gerade erst hatte Hagg den Gletscher besucht und sagt: „Ich war schockiert wie noch nie.“ Denn das Abschmelzen geht in immer größeren Schritten voran. Nur der Höllentalferner, ebenfalls im Zugspitzgebiet, könnte länger überleben, vielleicht noch bis 2035.

Gletscherstatus verloren 

Schon seit drei Jahren gilt der Südliche Schneeferner nicht mehr als Gletscher. Er floss nicht mehr – das ist eines der Kriterien für die Einstufung als Gletscher. Dem restlichen Eis dort gaben Experten noch wenige Jahre.

Aktuelle Messungen des Eises an den letzten vier Gletschern gibt es für dieses Jahr noch nicht. Im September wollen Wissenschaftler der Hochschule München und Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit Drohnen Watzmann- und Blaueiskar befliegen und Fläche und Volumenänderung neu bestimmen. „Dann werden wir Genaueres wissen“, sagt Hagg. Womöglich müssen die bisherigen Prognosen weiter korrigiert werden. 

Auswirkung auf Skibetrieb 

„Wir beobachten die Situation tagtäglich mit Sorge“, sagt Laura Schaper, Sprecherin der Bayerischen Zugspitzbahn. Im Vergleich zum Vorjahr habe der Nördliche Schneeferner weiter verloren. „Er schmilzt stetig ab.“ Die Zugspitzbahn bietet im Sommer täglich Führungen zum derzeit blanken Eis. „Wir sehen uns in der Pflicht, über den Zustand des Gletschers aufzuklären und zu sensibilisieren“, sagt Schaper. Das Abschmelzen hatte in der vergangenen Wintersaison bereits Auswirkungen auf den Skibetrieb am Zugspitzplatt. 

Erwärmung in den Alpen besonders stark

Der Klimawandel zeigt sich gerade in den Alpen deutlich. Für Bergsteiger bedeutet das: Steinschlag und Felsstürze nehmen zu, Randspalten zwischen Eis und Fels werden größer – beides trifft auch den Höllentalferner als einen der beliebten Aufstiege zur Zugspitze. Dort gab es laut Hagg binnen zehn Jahren zwei Felsstürze – der zweite sei relativ nah an der Aufstiegsroute gewesen.

In den Alpen ist die Erwärmung doppelt so hoch wie im globalen Schnitt. In Europa erwärmt sich das Klima wegen der großen Landmassen schneller, die Berge bieten zudem mehr Fläche, die sich aufheizen kann. Wenn Gletscher schmelzen, wirkt zurückbleibendes dunkles Geröll nochmals beschleunigend. 

Die Hälfte der Gletscher in den Alpen soll Prognosen zufolge bis zur Mitte des Jahrhunderts verschwunden sein, gegen Ende des Jahrhunderts werden die Ostalpen demnach nahezu eisfrei sein, sagt Geowissenschaftler Tobias Hipp vom Deutschen Alpenverein. 

Gletscher als touristisches Highlight 

Viele Wanderer an der Zugspitze, vor allem aber in Österreich und der Schweiz wollen die dort noch imposanten Eisformationen sehen. Doch das wird von Jahr zu Jahr schwieriger.

Florian Jurgeit vom Nationalpark Hohe Tauern berichtet, wie man dort versucht hat, den „Gletscherwanderweg“ immer neu anzupassen, so dass Wanderer weiterhin in die Nähe der Gletscherzunge gelangen – und wie man das vor ein paar Jahren aufgab. Es geht einfach zu schnell. 

In der Schweiz können Gäste heute noch bei knapp einem Drittel der 152 Hütten des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) einen Gletscher sehen. Nach den Prognosen wird das laut SAC bis 2050 noch bei zehn Prozent der Hütten der Fall sein – bis Ende des Jahrhunderts bei keiner einzigen mehr.

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