Schule: Weniger Druck und Angst in der Schule

  • August 18, 2025

Viele Schüler werden aufatmen, denn unangekündigte Hausaufgabenüberprüfungen sind pünktlich zum Schulstart Geschichte. Damit soll Schulangst reduziert werden. Was ändert sich sonst im neuen Schuljahr?

Bildungsminister Sven Teuber (SPD) will die Lern- und Prüfungskultur an den Schulen in Rheinland-Pfalz verändern. „Nicht weniger Leistung, sondern das Entfalten, Fördern und Entwickeln von Potenzialen zu Kompetenzen ist unser Ziel – nicht durch Druck, sondern durch gute Vorbereitungsmöglichkeiten“, sagte Teuber zum Start in das neue Schuljahr in Mainz.

Die Ergebnisse aus dem Schulbarometer 2025 zeigten, dass immer mehr Kinder und Jugendliche die Schule als einen Raum des Unwohlseins empfinden. „Dem wollen wir mit mehr Beziehungsarbeit, Freude am Lernen sowie zeitgemäßen Feedback- und Prüfungskulturen begegnen“, kündigte der Minister an. 

Wie soll das funktionieren?

Ab dem Schuljahr 2025/2026 werden alle schriftlichen und mündlichen Hausaufgabenüberprüfungen in den rheinland-pfälzischen Schulen bereits bei der Erteilung der Hausaufgaben angekündigt. Somit sind unangekündigte Hausaufgabenüberprüfungen nicht mehr zulässig. 

Diese passen nach Überzeugung des Bildungsministers nicht zu einer modernen Schule. Sie erzeugten unnötigen Stress und behinderten gezielte Lernprozesse. „Klare Ankündigungen und Kommunikation auf Augenhöhe sind für Bildungsfortschritte und motiviertes Lernen unerlässlich.“ Mit diesem Schritt soll auch die Angst der Kinder vor der Schule reduziert werden.

Gibt es mehr Lehrerinnen und Lehrer?

Die Zahl der Lehrkräfte an den Schulen in Rheinland-Pfalz ist um 470 gestiegen und beläuft sich im neuen Schuljahr auf einen Höchstwert von 45.000 Pädagoginnen und Pädagogen. 99,6 Prozent der Lehrkräfteplanstellen sind besetzt. Die zum Start ins neue Schuljahr noch 146 aktuell zu besetzenden Lehrerstellen sollen im Laufe des Schuljahres besetzt werden. 

Ein Hauptaugenmerk liegt in diesem Schuljahr laut Teuber auf dem gestiegenen Bedarf in der Inklusion: Die dafür vorgesehenen 80 Stellen verteilten sich auf Schwerpunktschulen, Förder- und Beratungszentren und das Berufsvorbereitungsjahr mit inklusivem Unterricht. In diesem Zusammenhang sollen auch weitere 120 Stellen für Lehrkräfte zum Februar nächsten Jahres zur Verfügung stehen, um den gestiegenen Bedarfen gezielt zu decken.

Wie viele Schülerinnen und Schüler gibt es in Rheinland-Pfalz?

Rund 39.900 neue Erstklässlerinnen und Erstklässler starten zum Schuljahr 2025/2026 in den Unterricht in Rheinland-Pfalz. Das sind rund 1.150 Kinder weniger im Vergleich zum vergangenen Schuljahr.

Trotz eines Rückgangs bei den Erstklässlerinnen und Erstklässlern erhöht sich die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler um rund 5.800 auf rund 550.400 Kinder und Jugendliche an den Schulen im Land. Diese verteilen sich auf 440.500 an allgemeinbildenden Schulen und 109.900 lernen an berufsbildenden Schulen. Die Zahl der Schulen in Rheinland-Pfalz liegt bei 1.658, darunter sind 162 berufsbildende Schulen. 

Bekommen die Lehrkräfte digitale Unterstützung?

Ein KI-Lernassistent wird im Schuljahr pilotiert. Dieser soll die Lehrkräfte im Fach Deutsch bei der Unterrichtsvorbereitung und der Erstellung individueller Lerninhalte unterstützen. Mit „SAFE“ stehe zudem ein sicherer, datenschutzkonformer Onlinespeicher zur Verfügung. Außerdem erhalten alle Lehrkräfte eine landesweit einheitliche Dienst-E-Mail-Adresse. 

Gibt es mehr Angebote für die Ganztagsbetreuung?

Mit dem neuen Schuljahr steigt die Zahl der Ganztagsschulen in Rheinland-Pfalz auf 665, darunter 357 Grundschulen. Zusammen mit weiteren Formen der Ganztagsbetreuung verfügen mittlerweile rund 1.300 allgemeinbildende Schulen im Land über Ganztagsangebote.

Applaus oder Kritik für die Ankündigungen des Ministers?

Die GEW begrüßt den sofortigen Wegfall von unangekündigten Leistungsnachweisen ausdrücklich. Solche Prüfungen verstärkten Angst und Leistungsdruck. Sie verhinderten, dass sich Schülerinnen und Schüler mit Freude und Ruhe auf Lerninhalte einlassen können. Mit der neuen Regelung werde die Grundlage für eine bessere Lernmotivation geschaffen.

Auch nach Einschätzung des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) ist die Streichung der unangekündigten Hausaufgabenüberprüfungen ein wichtiger Schritt für eine bessere Lernatmosphäre. So werde Druck von den Schülerinnen und Schülern genommen und Platz geschaffen für ein besseres Lernen. Ohne die Angst vor schlechten Noten bei unangekündigten Überprüfungen können sie aus sich heraus Motivation für das Lernen finden und so ihr Wissen vertiefen, anstatt nur kurzfristig auswendig zu lernen.

Der Philologenverband, der die Interessen von Gymnasiallehrkräften vertritt, äußerte dagegen deutliche Kritik: Lehrkräften werde damit pauschal die Fähigkeit abgesprochen, selbst die für ihre Klassen und Kurse passende Form der Leistungsüberprüfung zu wählen. Dass nun unangekündigte Hausaufgabenüberprüfungen nicht mehr zulässig sind, sei ein massives politisches Hineinregieren in das pädagogische Alltagsgeschäft.

Die CDU-Landtagsfraktion sprach von einem Misstrauensbeweis für alle Lehrkräfte. Gerade in KI-Zeiten seien unangekündigte Hausaufgabenüberprüfungen unverzichtbar. Die neue Regelung unterbinde kontinuierliches Lernen und lenke den Fokus auf das bloße Auswendiglernen für einzelne Klassenarbeitstermine.

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