Vögel in Hessen: Ab in den Süden: Zugvögel bereiten sich auf Reise vor

  • August 20, 2025

Schon einmal einen Storch über die Autobahn fliegen sehen? In Südhessen geht das. Dort machen sich gerade die Weißstörche bereit. Auch andere Vögel machen sich bald auf den Weg gen Süden.

Manche Vögel sind schon los, einige futtern sich noch Fett an und wenige brüten noch ein wenig länger. In Hessen kann aktuell beobachtet werden, wie sich die Vögel sammeln, die bald losfliegen, berichtete Bernd Petri, Ornithologe vom Nabu Landesverband Hessen. Die Weißstörche haben sich hierfür unter anderem einen Hotspot in Südhessen neben der Autobahn ausgesucht. Dagegen suchen sich die Schwalben lieber einen Gemeinschaftsschlafplatz im Schilf. Manchmal treffen sie sich dort zu Hunderten in der Dämmerung.

Nur ein paar letzte Vögel, wie die Amsel, sind Mitte August noch mit Brüten beschäftigt. Viele Singvögelarten, wie die Nachtigall oder Grasmücke, gehen derzeit in die Mauser und ruhen sich versteckt aus. Die ersten Vögel sind aber schon aus Hessen weggezogen. Zu ihnen gehören laut Petri die Schwarzmilane, die Hessen Mitte Juli verließen. Grünschenkel, Bruchwasserläufer, Flussuferläufer und Bekassine breiten Mitte August ihre Flügel aus und machen sich auf den Weg in ihre Überwinterungsdomizile.

Die meisten Vögel ziehen im September und Oktober los

Im September und Oktober treten dann die Mehl- und Rauchschwalben ihre Reise an. Dann ziehen auch Kraniche und Gänse los. Diese machen sich oft laut den Angaben bemerkbar und bilden am Himmel in ihren Formationen Ketten oder Bänder. Auch bei den Weißstörchen stehe zu dem Zeitpunkt die Hauptzugzeit an. Die ersten Jungstörche seien bereits ausgeflogen, sagte Petri. In der ersten Augusthälfte sind sie etwa auf dem Zug Richtung Frankreich, Spanien und teilweise auch Marokko. Die Elternstörche folgen ihnen erst später, sie müssen sich zuerst noch Fett anfuttern.

Generell seien die Weißstörche zuhauf in Hessen vertreten, es gebe rund 1.500 Weißstorch-Brutpaare, berichtete Petri, der auch Sprecher der Nabu Bundesarbeitsgruppe Weißstorchschutz ist. Allerdings war dieses Jahr wegen der Trockenheit im April und Mai ein schlechtes Brutjahr. Die Würmer, die für die Ernährung der Störche wichtig sind, waren durch die trockenen und festen Böden nicht erreichbar. Oft warfen die Störchenpaare deshalb ihre Nesthäkchen aus dem Nest oder aßen sie sogar auf.

Storchen-Spotting neben der Autobahn

In Hessen gibt es Petri zufolge mehrere Storchen-Hotspots. Viele Störche treffen sich in der Wetterau und im Hessischen Ried. Beim südhessischen Büttelborn (Kreis Groß-Gerau) sammeln sich derzeit 500 bis 600 Störche. Sie stammen teilweise auch aus nördlicheren Gebieten. Bis November seien hier Hunderte Störche zu sehen. Ab Anfang November kommen überwinternde Störche dazu, die bis in den Januar Urlaub im „wintermilden, mediterranen Südhessen“ machen, wie Bernd Petri sagte.

Wer auf der Autobahn 67 an der Anschlussstelle Büttelborn vorbeifährt, kann dort oft Störche beobachten. Manche fliegen über die Autobahn, andere stehen am Straßenrand. Das wurde in den letzten Jahren zu einem absoluten Phänomen, wie Petri erzählte. Durch das erwärmte Klima bleiben Weißstörche und Kraniche vermehrt in Hessen. Falls sie doch nicht genug Nahrung finden oder es ihnen zu kalt wird, brechen sie spontan in den Süden auf.

Futtersuche ist Grund für Zug in den Süden

Wieso die Vögel in den Süden ziehen, liegt laut Bernd Petri vor allem an der Futtersuche. Während es in Deutschland im Winter zu wenige Insekten gibt, finden Schwalben beispielsweise im Kongo genug Nahrung. Im Frühjahr boomt im mitteleuropäischen Raum die Biomasse, weshalb die Vögel zurückkommen. Für Futtersuche, Fortpflanzung und Brut lohnt sich die gefährliche Reise. Denn ohne Futter stehen die Vögel unter Stress und pflanzen sich nicht fort.

Wann Vögel in den Süden ziehen, ist relativ fest determiniert. Anpassungen des sogenannten Abzugverhaltens an Veränderungen des Klimas geschehen über längere Zeiträume hinweg und nicht spontan. Generell überwintern immer mehr Vögel in Hessen als noch vor 20 oder 30 Jahren.

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