
Mit dem Aufkommen erneuerbarer Energien schwankt die Strommenge im Netz. Bei einem Überschuss sinken die Preise. Neue Anlagen machen sich das zunutze – und sind in Thüringen im Kommen.
Überschüssigen Strom in Wärme umwandeln: Dieses Prinzip in großem Maßstab ist in Thüringen aktuell im Kommen. Heute soll eine solche „Power-to-Heat“-Anlage mit 20 Megawatt in Erfurt eingeweiht werden, wie die Stadtwerke mitteilten. In Bad Salzungen läuft schon seit Anfang des Jahres eine 10-Megawatt-Anlage der Thüringer Energie AG (TEAG). Eine fünfmal so große Anlage sei in Jena in Planung, sagte der Geschäftsführer der TEAG-Tochter Thüringer Wärmegesellschaft (TWS), Rico Bolduan.
In Erfurt hat der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz acht Millionen Euro in die Anlage auf dem Gelände der Gas- und Dampfturbinenanlage investiert. Es solle Strom aus erneuerbaren Energien umgewandelt und direkt in das Erfurter Fernwärmenetz eingespeist werden, hieß es vorab. Es ist eine von etlichen Anlagen, die 50Hertz in den vergangenen Jahren in Deutschland installiert hat.
Was macht das mit den Wärmepreisen?
Für die Wärmepreise ist das eine gute Entwicklung, wie Bolduan sagte. Denn: Die Anlagen fahren dann hoch, wenn zu viel Strom im Netz sei und die Preise fallen oder teilweise sogar negativ sind. „Man kann in dem Fall Wärme machen und bekommt Geld dafür.“
Die Anlagen seien derzeit gefragt, weil mit dem Aufkommen der erneuerbaren Energien im Stromnetz mehr Schwankungen im Netz seien. Zusätzlich zu den Großprojekten, die von der TEAG betrieben werden, sind aktuell auch schon mehrere kleinere Anlagen bei der TWS etwa für einzelne Stadtgebiete oder bei Blockheizkraftwerken in Betrieb, wie Bolduan sagte.
Prinzip Wasserkocher
Vorstellen könne man sich die Logik wie bei einem überdimensionierten Wasserkocher, erklärte er: Eine Art Tauchsieder nutze Strom und erwärme Wasser. Bei größeren Anlagen würden vereinfacht gesagt Blitze durch das Wasser geschickt und es so erwärmt. Voraussetzung seien ein ausreichend großer Stromanschluss und ein großer Abnehmer. Neben Wärmenetzen könnten das auch Industriebetriebe sein, die Prozesswärme brauchen.
Das Wachstum in dem Bereich sei aber begrenzt, schätzt Bolduan. „Wenn mehr Stromspeicher installiert sind oder mehr solcher Anlagen, dann wird es diese Schwankungen nicht mehr geben.“ Irgendwann werde dann der Punkt kommen, an dem sich die Anlagen nicht mehr lohnen. Aktuell schätze er, dass das in etwa 15 Jahren der Fall sei. Bis dahin hätten sich die Anlagen amortisiert.