Umwelt- und Klimaschutz: Immer mehr Kommunen setzen auf Klimaschutzmanager

  • Mai 2, 2025

Mehr als 30 Kommunen in Sachsen-Anhalt haben bereits einen Klimaschutzmanager. Vielerorts fehlt aber das Geld. Was macht ein Klimaschutzmanager eigentlich?

In Sachsen-Anhalt wächst die Zahl der Klimaschutzmanager in den Kommunen. Mehr als 30 Frauen und Männer kümmern sich nach Angaben der Landesenergieagentur (Lena) in den Verwaltungen um Fragen des Klimaschutzes. Zuletzt kamen unter anderem im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, der Welterbestadt Quedlinburg und in Köthen neue Klimaschutzmanager dazu. Doch die Kommunen bewerten den Einfluss der Klimaschutzmanager sehr unterschiedlich, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zeigt. Und sie stehen teils vor größeren Herausforderungen bei Personal und Finanzierung.

„Der Klimawandel stellt Kommunen vor gewaltige Herausforderungen“, heißt es aus der Stadtverwaltung in Quedlinburg. „Als eine besonders von Starkregenereignissen betroffene Kommune soll das Konzept künftige Maßnahmen der Klimafolgenanpassung unterstützen und helfen, Fördermittel zu akquirieren.“ Erst am Mittwoch hatten heftige Gewitter im Landkreis Harz für vollgelaufene Keller und Schlammlawinen gesorgt. Wie Kommunen mit den immer größer werdenden Extremen von Phasen der Trockenheit und Starkregen umgehen können, auch das kann eine Aufgabe sein, die Klimaschutzmanager übernehmen. 

Klimaschutzpläne, Energiesparmaßnahmen, Studien

„Es haben alle die gleichen Sorgen und Probleme“, sagt Carola Kalks-Gebhardt. Sie ist Klimaschutzmanagerin im Landkreis Harz. Der Kreis ist einer der Vorreiter in Sachsen-Anhalt. Acht der 13 Einheitsgemeinden hätten bereits einen Klimaschutzmanager oder verfügten schon über Klimaschutzkonzepte, dazu der Landkreis. Regelmäßig organisiert Kalks-Gebhardt gemeinsame Treffen, um etwa Konzepte auszutauschen. Sie selbst arbeitet derzeit an einem Klimaschutzkonzept für den gesamten Landkreis. 

Dabei sei es zunächst einmal darum gegangen zu erfassen, wie die Energie- und Treibhausgasbilanz überhaupt aussehe. Wie wird Strom erzeugt? Wie hoch ist der Energieverbrauch der Häuser, der Industrie, von Verwaltungsgebäuden oder des Verkehrs? Es gebe viele Ansätze für regionalen Klimaschutz, sagt Kalks-Gebhardt. 

Finanzierung und fehlendes Personal größte Probleme für Kommunen

Dabei sind die Aufgaben sehr unterschiedlich. An erster Stelle steht bei den meisten Kommunen die Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes. Das geht aus einer Umfrage der dpa hervor, die mehr als 50 Kommunen in Sachsen-Anhalt beantwortet haben. Danach folgt die Ausarbeitung von Energiesparmaßnahmen für kommunale Gebäude und die Erstellung eines Wärmeplans. Vereinzelt kommen noch kleinere Projekte dazu, etwa Baumpflanzaktionen, die Organisationen des Stadtradelns oder das Stellen von Förderanträgen. 

Die Finanzierung ist für die meisten Kommunen das größte Problem. Themen wie der Klimaschutz könnten oftmals wegen fehlender finanzieller Mittel nicht in dem Maße bearbeitet werden, wie es wünschenswert wäre, teilte die Verbandsgemeinde Weida-Land mit. Finanzielle Grenzen nannten zahlreiche Kommunen als Grund, warum es keine eigene Stelle für den Klimaschutz gebe, darunter die Stadt Teuchern oder die Gemeinde Petersberg. 

„Klimaschutz ist momentan keine Pflichtaufgabe in Sachsen-Anhalt und angesichts knapper finanzieller Ressourcen ist die Umsetzung sehr schwierig“, teilte die Verwaltung im Landkreis Börde mit. Schon jetzt hätten viele Kommunen einen ausgeglichenen Haushalt, sodass entsprechende Investitionen kaum umsetzbar seien, hieß es aus dem Saalekreis. Zudem gaben mehrere Kommunen an, trotz Ausschreibungen keine geeigneten Menschen gefunden zu haben. 

Ziel der Bundesrepublik: Klimaneutralität bis 2045

Bereits 2008 rief die Bundesregierung eine Nationale Klimaschutzinitiative ins Leben, um die nationalen Klimaschutzziele zu erreichen: Klimaneutralität in Deutschland bis 2045. Unter anderem werden darüber die Projekte wie das Klimaschutzmanagement gefördert. Allein für die Erstellung von Wärmeplanen werden den Kommunen in Deutschland rund 500 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Bis Ende nächsten Jahres müssen etwa Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern Wärmepläne aufstellen. Diese sollen festhalten, welche Technologien und Energieträger für die jeweilige Region geeignet sind. 

Konkret wird es schon an einigen Stellen in Sachsen-Anhalt. Im Salzlandkreis etwa am Carl-Hermann-Gymnasium in Schönebeck. Der frühere DDR-Plattenbau hat heute ein begrüntes Dach, eine gedämmte Fassade und wurde energiesparend modernisiert. Sechs Vorhaben sind nach Angaben des Landkreises bereits fertig, 19 in der Umsetzung. „Klimaschutz kann nur vernetzt gelingen“, sagte Landrat Markus Bauer (SPD). Allerdings seien die direkten Einflussmöglichkeiten begrenzt. 

Wie groß ist der Einfluss auf Klimaschutz in den Kommunen? 

Der Einfluss sei kaum spürbar, hieß es etwa aus Raguhn-Jeßnitz. Auch andere Kommunen bewerteten den Einfluss als gering oder eher gering. Andere Kommunen wie Köthen oder Ballenstedt gaben aber an, dass der Einfluss sehr hoch sei. Gerade kleinere Gemeinden sehen sich beim Thema Klimaschutz nicht zuständig oder keine Notwendigkeit dafür. Die Schaffung einer entsprechenden Stelle werde durch die Gemeindeverwaltung und durch die Mehrheit im Gemeinderat als nicht notwendig erachtet, teilte die Gemeinde Seegebiet Mansfelder Land mit. 

Die Landesenergieagentur (Lena) sieht im kommunalen Klimaschutzmanagement dagegen eine zentrale Rolle bei der Stärkung des Klimaschutzes auf lokaler Ebene. Da auf lokaler Ebene Treibhausgasemissionen entstünden, sei auch die kommunale Ebene dafür verantwortlich, Maßnahmen zur Reduzierung umzusetzen, sagte Sprecherin Anja Hochmuth. „Allein aus Sicht der Verwaltung sollte hier ein Interesse vorliegen, da mit der Einsparung von Energie auch eine Kosteneinsparung verbunden ist.“ Aus strategischer Sicht sei es wichtig, Klimaschutz als Chance für die regionale Entwicklung zu verstehen.

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