Natur: „Silbersee“ soll in den nächsten Jahren verschwinden

  • September 24, 2025

Die Grube Johannes sieht aus wie ein See, ist aber keiner. Unter einer Wasserschicht wabert stinkender Schlamm. Jetzt soll die Grube gefüllt werden. Macht das dicke Luft?

In den kommenden Jahren wird die Grube Johannes in Wolfen vollständig verschwinden. Sobald die Genehmigung da ist, werde in den nächsten Wochen damit begonnen, Hausmüllverbrennungsschlacken in den übrigen Teil der Grube zu füllen, sagte der Leiter der Deponie, Marko Großmann. Geplant sei, dass in acht bis zehn Jahren statt der Wasserfläche überwiegend Grünes zu sehen sei. 

Die 25 Hektar große Grube ist mit Schlamm aus der Film- und Faserproduktion gefüllt, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Wolfen angesiedelt war. Entstanden war sie schon im 19. Jahrhundert, als in der Stadt südlich von Dessau-Roßlau Braunkohle abgebaut wurde. 

Will da jemand schwimmen gehen?

Die Holzfasern verrotten in der Grube im Landkreis Anhalt-Bitterfeld bis heute – und das stinkt. Die Menschen in der unmittelbaren Umgebung haben sich in der Vergangenheit immer wieder über den unangenehmen Geruch beschwert. Die Stilllegung der Grube läuft schon einige Jahre. Momentan sorgt eine ein Meter hohe Wasserschicht über dem Schlamm dafür, dass es in Wolfen erträglich riecht – und dass die Grube aussieht wie ein See. 

Im Volksmund wird die Grube Silbersee genannt. Anwohnerinnen und Anwohner hatten der für die Sanierung zuständigen Mitteldeutschen Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft (MDSE) vorgeworfen, sie nehme ihnen ihren See weg. 

Dagegen wehrte sich Großmann allerdings deutlich: „Schlussendlich muss man sagen, dieser See ist kein See, sondern eine Wasserfläche über einer Schlamm-Absatzdeponie.“ Der Boden auf dem Gelände könne rutschen und baden wolle in dem stinkenden Schlamm ohnehin niemand. Silber ist in der Grube im Übrigen auch nicht wirklich zu finden. Darüber, woher der Name Silbersee wirklich kommt, könne auch deshalb nur spekuliert werden.

Aus Wasser wird Wiese

Ein vergleichbares Projekt wie das in Wolfen hat es MDSE zufolge noch nie gegeben. Auch deshalb wurde ab 2016 zuerst an einem schmalen Teilstück experimentiert, dann ein zweites Stück mit Schlacken befüllt – nun soll der größte, 15 Hektar umfassende letzte Teil der Grube folgen. 

Dabei werden die aufbereiteten Überreste aus der Müllverbrennung – grobporige, graue Steine – unter den Schlamm gemischt. So wird die Grube immer voller, bis das Loch irgendwann zugeschüttet und begehbar ist.

Tausende Lasterladungen Füllmaterial

Bis zu drei Millionen Tonnen Schlacken sollen ab demnächst eingebracht werden, sagte Großmann. Ein Drittel der Deponie ist schon befüllt. „Darüber kommt dann noch ein Meter Boden, das werden dann sicherlich auch nochmal um die 450.000 Tonnen Boden werden.“ Anschließend wird die Fläche gepflanzt – et voilà: Eine Grube wird zur Wiese. 

Sobald die MDSE damit beginnt, die Grube zu befüllen, könnte es im Extremfall auch wieder anfangen zu stinken, sagte Großmann. Allerdings wirklich nur im Extremfall, betont er. Denn eigentlich sei sich die MDSE sicher, mit Hilfe der Erfahrung aus den letzten Jahren so vorgehen zu können, dass sich keiner durch die Maßnahmen gestört fühlt. 

Und noch eine Sorge der Bevölkerung räumte Großmann schon im Vorfeld aus: Auf dem Gelände werde niemals Bauland entstehen. „Nach der Stilllegungsphase wird eine Deponie in eine Nachsorgephase überführt“, erklärte der Geologe. Das hieße unter anderem: Rasen mähen und regelmäßig den Boden untersuchen – und das für die nächsten Jahrzehnte. „Im Zweifel eine Ewigkeitsaufgabe“, sagte Großmann.

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