Pilotprojekt: Schneller als die Feuerwehr – Drohneneinsatz per Knopfdruck

  • September 24, 2025

Waldbrand, Bootsunfall oder Verkehrsunfall – oft haben Rettungskräfte eingangs nur vage Informationen. Drohnen könnten das ändern, vorausgeschickt von der Leitstelle und voll automatisch.

Irgendwo im riesigen Waldgebiet Rostocker Heide steht Christoph Lindenschmidt auf einer Wiese, als er Rauch sieht, der aus dem Wald aufsteigt. Er wählt die 112. Rund 16 Kilometer Luftlinie entfernt nimmt ein Disponent der Feuerwehr– und Rettungsleitstelle den Notruf entgegen. Seinen Standort kann Lindenschmidt nur ungefähr mitteilen. Dennoch schwirrt wenig später über seinem Kopf eine Drohne, aktiviert per Knopfdruck in der Leitstelle, ohne dass ein Pilot sie zum Ziel navigiert hat.

Schließlich erscheint auch ein Einsatzleitwagen der Feuerwehr mit Blaulicht auf dem Waldweg. Mit an Bord: ein Tablet, auf dem die Feuerwehrleute schon bei der Anfahrt die Luftbilder der Drohne sehen.

Von der „Science-Fiction“ in den Arbeitsalltag

Was hier noch im Rahmen eines vom Bund geförderten Projektes erprobt wird, inklusive simulierten Waldbrand, könnte in Zukunft Einsätze von Polizei und Feuerwehr erheblich erleichtern.

Man wolle raus aus der „Science-Fiction“ und rein in den Arbeitsalltag der Sicherheitskräfte, sagt Lindenschmidt, der in Wirklichkeit kein verlorener Wanderer ist, sondern bei Vodafone arbeitet. Das Kommunikationsunternehmen arbeitet zusammen mit der Berufsfeuerwehr Rostock, dem Unternehmen Frequentis und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) an dem Pilotprojekt.

„Viele Entscheidungen müssen bei Feuerwehren, auch bei der Polizei, also generell in diesen Blaulichtorganisationen, bei zunächst unvollständiger Informationslage getroffen werden“, weiß Hannes Rost von der Feuerwehr Rostock. Wo müssen die Einsatzkräfte genau hin, wie viele werden benötigt und wie ist das Szenario? Solche Fragen könnte eine Drohne vorab klären.

Drohne nutzt Handy-Standortdaten und 5G

Die Drohne findet ihren Weg anhand von Standortdaten, die vom Handy des Anrufers an die Leitstelle übertragen werden. Anstelle der sonst bei Drohnen gängigen Funkverbindungen, wählt sich das etwa 11 Kilogramm und in der Diagonalen mehr als 1,70 Meter messende Gerät in das 5G-Mobilfunknetz ein. Anhand zusätzlicher Daten soll die Drohne die jeweils effizienteste und sicherste Route wählen, also beispielsweise den unnötigen Überflug vieler Menschen vermeiden.

In und um Rostock gibt es nach Einschätzung von Feuerwehrmann Rost einige mögliche Einsatzszenarien. Wenn etwa in der Rostocker Heide ein Anrufer Rauch am Horizont melde, sei wegen der schieren Ausdehnung des Waldgebietes noch lange nicht der genaue Standort bekannt. Rostock habe zudem weitläufige Wasserflächen. Die Drohne könnte Bootshavarien aufklären oder aber auch Straßenunfälle. „Ist es zu einem Brandereignis gekommen? Wie viele Fahrzeuge sind betroffen? Liegen vielleicht auch Personen schon im Umfeld?“

Interesse ist groß

Noch handelt es sich um eine Machbarkeitsstudie, die nun in Rostock in ihre praktische Phase gegangen ist. Das Projekt mit dem Namen ADELE (Automatisierter Drohnen-Einsatz aus der Leitstelle) ist im Sommer 2024 gestartet und läuft noch bis November. Es wird vom Bundesinnenministerium durch die Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS) gefördert.

In Zukunft wäre nach Angaben der Projektpartner etwa eine zentrale Stationierung von Drohnen in Hangars denkbar. Feuerwehren, Polizei oder andere Organisatoren könnten dann je nach Bedarf auf diese zugreifen und einsetzen.

DLR-Projektleiter Andreas Volkert sagt, technisch sei man in Deutschland schon sehr weit. Allerdings gebe es rechtlich viele Hürden für Drohnenflüge. Interesse an ADELE gebe es auch anderswo in Deutschland. „Interesse gibt es zuhauf, ganz, ganz viel“, sagt der Ingenieur. Typische Fragen seien: „Wo gibt es so was? Wann können wir das haben? Wie teuer ist das?“

  • Ähnliche Beiträge

    • September 24, 2025
    Unwetter in Italien: Vermisste deutsche Urlauberin tot gefunden

    Nach tagelanger Suche wird im Piemont der Leichnam einer 64 Jahre alten Touristin gefunden – vier Kilometer vom Campingplatz entfernt, von dem sie verschwand.

    • September 24, 2025
    Ermittlungen: SOS-Kinderdorf – Neue Verdachtsfälle in Österreich

    Die Organisation SOS-Kinderdorf in Österreich ist mit einer Reihe von Vorwürfen konfrontiert. Nun ermitteln Staatsanwälte wegen mutmaßlichen sexuellen Missbrauchs.

    Du hast verpasst

    Unwetter in Italien: Vermisste deutsche Urlauberin tot gefunden

    • September 24, 2025
    Unwetter in Italien: Vermisste deutsche Urlauberin tot gefunden

    Fußball-Regionalliga: Chemie Leipzig kündigt Einspruch gegen NOFV-Urteil an

    • September 24, 2025
    Fußball-Regionalliga: Chemie Leipzig kündigt Einspruch gegen NOFV-Urteil an

    Ermittlungen: SOS-Kinderdorf – Neue Verdachtsfälle in Österreich

    • September 24, 2025
    Ermittlungen: SOS-Kinderdorf – Neue Verdachtsfälle in Österreich

    Malawis Staatschef Chakwera räumt Niederlage bei Präsidentschaftswahl ein

    • September 24, 2025
    Malawis Staatschef Chakwera räumt Niederlage bei Präsidentschaftswahl ein

    Kulturhauptstadt Europas 2025: Mehr als 100.000 Besucher im Industriemuseum Chemnitz

    • September 24, 2025
    Kulturhauptstadt Europas 2025: Mehr als 100.000 Besucher im Industriemuseum Chemnitz

    Prozesse: Klage gegen Abschalteinrichtungen bei Diesel-Autos

    • September 24, 2025
    Prozesse: Klage gegen Abschalteinrichtungen bei Diesel-Autos