Weinbau: Fränkische Winzer unter Druck – zwei Bocksbeutel je Rebe

  • Oktober 2, 2025

Wetterkapriolen bereiten den fränkischen Winzern heuer wenig Probleme. Die hohen Kosten dagegen schon. Die Lese ist rasant, der Verkauf stockt.

Die etwa 3.400 Winzer in Franken stehen nach Angaben ihres Branchenverbandes vor wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Der Preiskampf gerade mit ausländischen Produzenten sei enorm, die Verbraucher schauten sehr aufs Geld und sparten auch beim Wein, teilte der Fränkische Weinbauverband mit. 

Es werde nicht weniger Alkohol getrunken, sondern nur weniger einheimischer. Bundesweit betrachtet kämen sechs von zehn Flaschen konsumierten Weins aus dem Ausland, sagte Matthias Mend von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim bei Würzburg.

„Es sind sicher keine einfachen Zeiten derzeit“, sagte Verbandspräsident Artur Steinmann. „Wir wollen, dass regionaler Patriotismus entsteht.“ Dazu seien eine andere Kommunikationsstrategie und Geld nötig, denn die Werbebudgets ausländischer Hersteller seien um ein Vielfaches höher als die inländischer.

Über dieses Thema wolle er mit Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) sprechen. „Wir wollen nicht, dass mehr getrunken wird“, stellte Steinmann klar. Wenn aber Wein getrunken werde, dann möglichst deutscher. 

Preiserhöhungen nicht umsetzbar

„Wir müssten eigentlich die Preise erhöhen“, sagte Mend mit Blick auf den steigenden Mindestlohn und die Energiekosten. „Es ist aber schwierig, das Erforderliche durchzusetzen.“

Die Kosten der Winzerinnen und Winzer seien zuletzt um 30 bis 40 Prozent gestiegen, sagte Steinmann. Dies an die Kunden weiterzugeben, gebe der Markt aber nicht her. Der Preiskampf im Einzelhandel macht laut Verband vielen Winzern zu schaffen, daher seien sie mit Investitionen vorsichtig. Gut stünden die Produzenten dar, die auch Gäste betreuten. Der Tourismus spült nach Verbandsangaben jährlich rund 3,9 Milliarden Euro nach Franken, mit Weinverkauf würden 300 Millionen Euro erzielt. 

Weinjahr wettertechnisch unkompliziert

„Es hat Freude gemacht in diesem Jahr, weil es eine relativ unkomplizierte Saison aus weinbaulicher Sicht war“, sagte Beate Leopold vom Weinbauring Franken, einer Art Selbsthilfeorganisation der Winzer. „Allerdings treibt uns der Klimawandel etwas voran.“ 

Von der Blüte bis zur Lese waren es im Mittel von 1971 bis ins Jahr 2000 etwa 102 Tage, mittlerweile seien es in den vergangenen 25 Jahren im Schnitt nur noch 96 Tage gewesen. Zugleich müssten die Trauben in sehr kurzer Zeit eingebracht werden. 

„Was einige Winzer lernen müssen, ist rechtzeitig anzufangen“, sagte LWG-Experte Mend. „Die Jahre werden unberechenbarer.“ Waren früher vier Wochen üblich, seien es mittlerweile zwei. 

Frankenweit gebe es heuer einen durchschnittlichen Ertrag – im Schnitt 72 Hektoliter je Hektar und 2 Bocksbeutel je Rebe. Insgesamt habe Franken eine Ertragsrebfläche von rund 6.000 Hektar. „Die Mostgewichte liegen etwas höher als im letzten Jahr.“ Mend sprach von etwa 87 Grad Oechsle im Schnitt. 

Grad Oechsle ist eine Maßeinheit für das Gewicht des unvergorenen Traubenmostes. Das Mostgewicht gibt den Anteil der gelösten Stoffe (vor allem Zucker) im Traubensaft an, ein Hinweis auf den möglichen Alkoholgehalt des späteren Weines.

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