Wohnungsnot: Kein Zimmer frei: Kaum Wohnungen für Studierende

  • Oktober 4, 2025

Steigende Mieten, wenig Alternativen: Die Wohnungssuche ist für Studienanfänger oft die erste große Hürde. Wie es zum Semesterstart im Norden aussieht.

Zum Start des Wintersemesters an den Hochschulen in Schleswig-Holstein sind viele Studierende immer noch auf Wohnungssuche. „Die Mieten auf dem freien Markt steigen immer weiter und günstiger Wohnraum ist knapp“, teilt das Studentenwerk mit. Gleichzeitig habe sich die finanzielle Lage der Studierenden durch die gestiegenen Preise verschärft. 

Zudem gibt es im nördlichsten Bundesland nur wenige öffentlich geförderte Wohnplätze. Die Wartelisten sind lang. Das Studentenwerk kann derzeit nur 5,8 Prozent der Studierenden einen Wohnplatz anbieten. Landesweit betreibt es 23 Wohnheime mit 3.380 Plätzen. Die Durchschnittsmiete liegt bei 279 Euro warm, inklusive Strom und Internet. Dennoch warten über 1.600 Menschen weiterhin auf einen Platz.

Suchen oft über den Semesterstart hinaus

Studierende haben es auf dem angespannten Kieler Wohnungsmarkt schwerer als je zuvor, berichtet auch der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der Christian-Albrechts-Universität. Die Wohnheimplatzquote liege bei sechs Prozent und zahlreiche Studierende suchten oftmals weit über den Beginn eines Semesters hinaus Wohnungen oder Wohngemeinschaften. 

Dies führe dazu, dass viele Studentinnen und Studenten lange Pendelwege auf sich nehmen müssten und der Stress der andauernden Wohnungssuche auch zu ernsten psychischen Belastungen führen könne. 

Zuletzt sorgten den Angaben nach die Studierendenwohnungen am Kieler Wilhelmsplatz für Aufsehen, da die Warmmiete dort bis zu 990 Euro betragen soll. Das entspreche dem Höchstsatz der monatlichen Wohnkostenpauschale gemäß Bundesausbildungsförderungsgesetz (Bafög).

Jugendherbergen versuchen zu helfen 

An der Europa-Universität Flensburg läuft das Semester bereits seit September – doch laut Asta gibt es immer noch Studierende, die keine bezahlbaren Wohnungen finden. Zudem stünden in der Stadt an der dänischen Grenze gar nicht genug Wohnungen zur Verfügung. 

Vor allem die internationalen Studentinnen und Studenten hätten Schwierigkeiten, Wohnungen zu finden. Dies liegt dem Asta zufolge bei einigen auch an ihrer relativ kurzen Studiendauer von einem Jahr.

Ebenso sind die Studentenwohnheime den Angaben nach komplett voll. Dies führt dazu, dass laut der Astas sogar die Jugendherbergen in Flensburg sowie in Kiel versuchen zu helfen, indem sie Studierenden eine Schlafmöglichkeit bieten. Ebenso führt die Wohnungsnot dazu, dass manche Studentinnen und Studenten das Studium abbrechen, wie es hieß.

Mietpreise in der Landeshauptstadt steigen

Laut Studentenwohnreport des Finanzdienstleisters MLP und des Instituts der deutschen Wirtschaft kostet 2025 eine 30-Quadratmeter-Musterwohnung in Kiel durchschnittlich 460 Euro. Ein 20-Quadratmeter-WG-Zimmer schlägt monatlich mit 419 Euro zu Buche. Mit der monatlichen Wohnkostenpauschale gemäß Bundesausbildungsförderungsgesetz (Bafög) von 380 Euro ließe sich damit keine Wohnung zahlen.

Im Vergleich zum Vorjahr sind die Preise in der Landeshauptstadt damit 2025 um 7,1 Prozent gestiegen. Trotzdem liegen die Kosten weiterhin unter dem bundesweiten Durchschnitt: Demnach zahlt man für eine 30-Quadratmeter-Wohnung 541 Euro – ein 20-Quadratmeter-WG-Zimmer kostet 505 Euro.

Was die Wohnungswirtschaft sagt

Die Wohnungswirtschaft verweist auf zuletzt wieder anziehende Baubemühungen. „In den zentralen Orten konzentriert sich das Baugeschehen regelmäßig auf den Geschosswohnungsbau. Was grundsätzlich auch eher zum studentischen Wohnen passt“, sagt der Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Andreas Breitner, der Deutschen Presse-Agentur. In Schleswig-Holstein seien zwischen Januar und Juli 3.626 Wohneinheiten in diesem Segment neu genehmigt worden nach 3.436 im Vorjahreszeitraum.

Das zeige eine sehr leichte Erholung nach den letzten großen Einbrüchen im Wohnungsbau, sagt der frühere Innenminister Breitner. „Wir bewegen uns aber weiter auf niedrigem Niveau. Und wann beziehungsweise ob diese Wohnungen tatsächlich auf den Markt kommen, ist schwer zu sagen.“ 

Im Norden steckten nach jüngsten Zahlen noch immer 32.000 genehmigte Wohneinheiten im Bauüberhang fest: Teilweise sind diese bereits im Bau, bei anderen hat der Bau noch nicht begonnen, sagt Breitner. Allein in den vier kreisfreien Städte warteten demnach rund 2.300 genehmigte Einheiten auf den Baubeginn. „Was direkt zu der Frage führt, warum selbst Genehmigtes nur zögerlich umgesetzt wird und entsprechend verzögert oder gar nicht auf den Markt kommt.“

Untervermietung

Das Problem sind weiter vor allem hohe Grundstücks- und Baukosten. „Hohe Kosten belasten ebenso den Wohnungsbestand (laufende Instandhaltung, Modernisierung, Klimaschutz). Hier sind insbesondere Mieter durch das deutsche Mietrecht sehr gut vor übermäßig steigenden Kosten geschützt“, sagt Breitner. In der Folge würden Mietende vergleichsweise günstige Altmietverträge nicht mehr aufgeben, sondern eher untervermieten zu aktuellen Marktkonditionen und nicht selten am Vermieter vorbei.

„Darunter leiden alle, die jetzt auf Wohnungssuche sind. Eben auch Azubis und Studenten“, sagt Breitner. „Auch ihnen bleibt wenig anderes, als sich im marktaktiven Angebot (oft entsprechend teuer) mit Wohnraum zu versorgen.“ Das bestimme die öffentliche Wahrnehmung und Diskussion. Das habe aber in aller Regel nichts mit einer Vermieterschaft zu tun, die Notlagen hemmungslos ausnutzen würde. Die Wohnraumförderung im Norden helfe im Rahmen ihrer begrenzten Möglichkeiten dabei, auch bezahlbaren Wohnraum für Azubis und Studenten verfügbar zu machen. Aktuell seien rund 500 Einheiten im Gespräch oder bereits in der Planung. „Was davon letztlich und bis wann kommen wird, ist schwer zu beantworten.“

Was die Politik plant

„Im Rahmen des Bundesprogramms „Junges Wohnen“ wurden in Schleswig-Holstein über das Innenministerium im Jahr 2024 8,1 Millionen Euro Bundesmittel und in diesem Jahr 11 Millionen Euro Bundesmittel für den Bau von Wohnraum für Studierende und Auszubildende bereitgestellt“, sagt ein Sprecher des Innenministeriums. Das Land habe jeweils 30 Prozent eigene Mittel hinzugefügt. Auf diese Weise seien seit 2023 rund 300 Wohneinheiten gefördert worden. Für weitere 300 lägen Anträge vor.

Seit 2023 hat das Land zudem die Mittel für sozialen Wohnungsbau jährlich jeweils um mindestens 100 Millionen Euro erhöht. Das Programm schaffe auch Wohnraum für Studierende, sagt der Sprecher. Inklusive Bundesmitteln stehen 2025 und 2036 je 400 Millionen Euro zur Verfügung. Nach Ministeriumsangaben können dadurch seit 2023 jährlich etwa 2.000 Wohneinheiten gefördert werden.

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