Ausstellung: NS-Vereinnahmung und Honecker-Replik – Schau zu Wikingergold

  • Oktober 9, 2025

Hat Erich Honecker Wikingerschmuck getragen? Wohl kaum. Er besaß aber immerhin eine Replik. Sie ist nun Teil einer Ausstellung.

Dass jahrhundertealte Wikingerschätze auch nach ihrer Entdeckung teils eine bewegte Geschichte durchmachen, zeigt eine Ausstellung in Greifswald. Im Pommerschen Landesmuseum ist ab heute eine Replik des berühmten Hiddenseer Goldschmucks zu sehen, die einst DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker gehörte.

„Was Erich Honecker damit gemacht hat, wissen wir nicht“, sagte Mitkuratorin Charlotte Wenke. „Wahrscheinlich hat er ihn nicht getragen, weil die Ösen dieser Schmuckstücke, die gehen nicht durch. Also da kann man jetzt keine Kette durchziehen.“ Wer selbst einmal ausprobieren möchte, wie Wikingerschmuck an ihm oder ihr aussieht, könne dies anhand von Nachbildungen im Rahmen der Ausstellung „Wikingergold. Schatzpolitik seit 1800“ ausprobieren.

Die Schau wolle zeigen, dass Kulturerbe etwas Konstruiertes sei, erklärte Wenke. „Die letzten 200 Jahre hat jede Zeit quasi die gleichen Objekte neu interpretiert, abhängig vom historischen und politischen Kontext.“

Plakette zur Übergabe an Honecker 

Das zeige etwa der Umgang mit den Funden zur NS-Zeit. „Zu der Zeit ist auch die erste Monografie über den Hiddenseeschmuck erschienen, wo der tatsächlich auch ideologisch vereinnahmt wurde und irgendwie so gedeutet wurde als Zeichen der germanischen Vorherrschaft im Ostseeraum.“

Zu DDR-Zeiten habe man Wikinger hingegen stärker als slawischen Seeräuber dargestellt. Die nun in Greifswald gezeigte Replik wurde anlässlich der Eröffnung der Ostseewoche 1973 von der Bezirksleitung der SED Rostock an Honecker übergeben. Das steht auf einer Plakette an der dazugehörigen Schatulle.

Nach Angaben des Fördervereins Stralsund Museum, der die Replik aus einem Privatbesitz angekauft hat, gibt es eine weitere Replik mit interessanter Geschichte. Diese soll für die erste Frau im All, die Kosmonautin Walentina Tereschkowa, entstanden sein, sie aber nie erreicht haben. Später soll diese Kopie in den Besitz des Ministers für Staatssicherheit der DDR, Erich Mielke, gelangt und zur Wendezeit in seinem damaligen Büro in einem Tresor gefunden worden sein. Wenke schränkt allerdings ein: „Das sind Geschichten, die ich auch nur aus mündlicher Überlieferung kenne.“ Schriftliche Belege kenne sie dazu nicht.

Original soll ab 2026 wieder in Stralsund zu sehen sein

Die Wanderausstellung hat laut Mitkuratorin Wenke zuvor in Polen, Norwegen und Schweden Halt gemacht. Die Replik sei dort aber nicht gezeigt worden. Digital kann die Ausstellung auch online erlebt werden. Im Zentrum steht neben dem Hidenseer Goldschmuck noch ein Goldschatzfund aus Norwegen. „Das ist der heute größte bewahrte Goldschatzfund aus der Wikingerzeit. Der und der Hiddenseeschmuck sind die Protagonisten unserer Ausstellung.“ Beide wurden im 19. Jahrhundert entdeckt und stammten aus dem 9. beziehungsweise 10. Jahrhundert.

Das Original des Hiddenseer Goldschmucks ist eigentlich eines der Highlights des Stralsund Museums. Es soll nach Abschluss der Sanierung des Stralsunder Katharinenklosters voraussichtlich ab der zweiten Hälfte des kommenden Jahres wieder dort gezeigt werden. Der Goldschmuck gilt als eines der bedeutendsten Schmuckstücke aus der Wikingerzeit und war bei einer Sturmflut im Jahr 1872 auf Hiddensee freigespült worden. Das Schmuckensemble war im Rahmen großer Wikinger-Ausstellungen schon in Berlin, Kopenhagen und London gezeigt worden. Die Ausstellung in Greifswald läuft bis 11. Januar.

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