Kampf gegen Muschel-Invasion: Kommt am Bodensee eine Bootsreinigungspflicht?

  • Oktober 20, 2025

Der Bodensee kämpft gegen eine Muschelinvasion. Um eine weitere Ausbreitung zu stoppen, steht eine Reinigungspflicht für Boote zur Diskussion.

Im Kampf gegen eine Muschelinvasion am Bodensee wird die Einführung einer Reinigungspflicht für Boote diskutiert. Die Quagga-Muschel bevölkert seit 2016 in so einem Tempo das Binnengewässer, dass die Anrainerländer nun dringenden Handlungsbedarf sehen. 

Baden-Württemberg befürworte grundsätzlich die Einführung einer Schiffsmelde- und Reinigungspflicht am Bodensee, teilte das Umweltministerium auf Anfrage mit. „Allerdings bestehen noch viele offene Fragestellungen, die zunächst geklärt werden müssen“, erklärte eine Sprecherin. Etwa zur wissenschaftlichen Grundlage, zu den konkreten rechtlichen Voraussetzungen und zur praktischen Durchsetzbarkeit einer solchen Regelung.

Schweizer machen es vor 

In den Schweizer Kantonen am See gibt es so eine Pflicht schon, sein Boot vor dem Zuwasserlassen anzumelden und reinigen zu lassen. Dafür gibt es extra Reinigungsstellen, die auch einen Nachweis darüber ausstellen. Für den Bodensee gilt diese Pflicht aber auf der Schweizer Seite nicht. Ein Gewässerwechsel muss aber gemeldet werden. 

Aus dem Kanton Thurgau stammt die Initiative, diese Pflicht rund um den Bodensee einzuführen. Das Ziel: Dadurch soll das Einschleppen und Verbreiten von invasiven Arten wie der Quagga-Muschel verhindert werden. 

Larven können sich an Rümpfe, in Ballasttanks oder an Ausrüstungsgegenstände heften und so durch Boote verteilt werden. Mit einer verpflichtenden Reinigung der Boote vor dem Einsetzen in das Wasser sollen die Larven entfernt werden.

So schadet die Quagga-Muschel dem See

Die harmlos klingende Süßwassermuschel entwickelt sich zu einem ökologischen und wirtschaftlichen Problem. Die Muscheln verstopfen Wasserleitungen und Filter, indem sie sich massenhaft an den Innenwänden festsetzen. Teure und aufwendige Reinigungen sind nötig. 

Die Quagga-Muscheln verändern auch die Nahrungskette im See, indem sie enorme Mengen Plankton aus dem Wasser filtern und Nährstoffe am Seegrund binden.

Forscher sind auf der Suche nach Wegen, die Muschel auf natürliche Art zu stoppen. Solange kann sie sich immer weiter ausbreiten. Die Reinigungspflicht wird auch aus wissenschaftlicher Sicht schon lange gefordert. Auch Naturschützer sprechen sich dafür aus. Eine verbindliche Reinigungspflicht sei ein überfälliger Schritt, um weitere ökologische und wirtschaftliche Schäden in anderen Gewässern zu verhindern, erklärt Alexandra Ickes, Artenschutzreferentin des Nabu-Landesverbandes Baden-Württemberg. Aktuell wird sie den Freizeitkapitänen am Bodensee nur dringend empfohlen. 

Alle müssen an einem Strang ziehen

„Maßnahmen zur Verhinderung beziehungsweise Verzögerung der Einschleppung invasiver Arten am Bodensee können nur wirksam sein, wenn sie von allen Anrainerstaaten beschlossen und gemeinsam umgesetzt werden“, hieß es vom Umweltministerium.

Eine Bootsreinigungspflicht müsste auch in die Bodensee-Schifffahrtsordnung (BSO) aufgenommen werden. Dafür wäre das Verkehrsministerium zuständig. „Das Zeitfenster für das Verfahren beträgt mindestens ein halbes bis zu einem Jahr“, erklärte ein Experte aus dem Ministerium. Dies würde im Einvernehmen zwischen den DACH-Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz) im Rahmen der entsprechenden Rechtsverordnung erfolgen.

Bei der Herbstsitzung der Internationalen Bodensee-Konferenz (IBK) wollen die Anrainer an diesem Freitag in Stuttgart dazu beraten. Ob an dem Tag auch eine Entscheidung dazu fällt, ist offen.

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