Humanitäre Krise: Sudans Armee verliert letzte Großstadt in Region Darfur

  • Oktober 28, 2025

Die letzte Bastion der sudanesischen Regierung in der westlichen Region Darfur ist gefallen. In El Fasher drohen den 300.000 Bewohnern Folter und Vertreibung.

Im Sudan hat die paramilitärische Gruppe RSF die letzte von der Regierung kontrollierte Großstadt im Südwesten des Landes eingenommen. Die Armee bestätigte am Montag, sich aus der Stadt El Fascher mit rund 300.000 Zivilisten zurückgezogen zu haben. Die Miliz hatte bereits am Sonntag zuerst die Einnahme des Armeepostens und dann der gesamten Stadt verkündet.

Noch am Samstagmorgen hatte die Armee nach eigenen Angaben zwei schwere Angriffe abgewehrt. Dabei seien zahlreiche Kämpfer der Miliz getötet und verletzt worden, teilte die in El Fascher stationierte sechste Infanteriedivision mit. Keine der Angaben ließ sich zunächst unabhängig bestätigen. 

El Fascher war die letzte Stadt unter Regierungskontrolle in der Region Darfur, die in dem seit zweieinhalb Jahren andauernden Konflikt fast vollständig von der Miliz eingenommen worden ist. In der Stadt leben nach UN-Schätzungen noch bis zu 300.000 Menschen unter Bedingungen, die von Helfern als humanitäre Katastrophe bezeichnet werden.

Tötungen, Folter und Vergewaltigungen befürchtet

Es wird befürchtet, dass mit der Einnahme der Stadt durch die Paramiliz schwere Gewalttaten, Tötungen, Folter und Vergewaltigungen sowie ethnische Säuberungen wie in den zuvor eingenommenen Teilen Darfurs drohen. 

Laut der Hilfsorganisationen International Rescue Committee (IRC) und Ärzte ohne Grenzen (MSF) sind in den letzten Wochen Tausende Menschen aus El Fascher in die etwa 80 Kilometer entfernte Ortschaft Tawila geflohen. Diese hätten sich den rund 400.000 Vertriebenen angeschlossen, die bereits dort leben. Die hohe Zahl an Hilfsbedürftigen belaste die ohnehin begrenzten Ressourcen und Dienstleistungen enorm. Angesichts der eskalierenden Kämpfe rufen UN, IRC und MSF eindringlich zum Schutz der Zivilbevölkerung auf.

Im Sudan herrscht seit April 2023 ein blutiger Machtkampf zwischen De-facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan und seinem einstigen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, der die RSF kommandiert. Die Miliz ist aus arabischen Reitermilizen hervorgegangen, denen – damals gemeinsam mit der sudanesischen Armee – ein Genozid an der ethnisch-afrikanischen Bevölkerung in Darfur mit bis zu 300.000 Toten vorgeworfen wird.

Während die Armee zwischenzeitlich die Hauptstadt Khartum zurückerobern konnte, haben die RSF ihre Kontrolle über die Region Darfur an der Grenze zum Tschad verfestigt. Beobachter fürchten eine dauerhafte Spaltung des Landes.

Belastbare Opferzahlen gibt es nicht. Nach einer von den USA zitierten Schätzung könnten bis zu 150.000 Menschen ums Leben gekommen sein. Die UN beschreiben die Lage in dem Land als die größte humanitäre Krise der Welt. Mehr als zwölf Millionen Menschen sind auf der Flucht. Mehr als 26 Millionen Menschen, etwa die Hälfte der Bevölkerung, sind von Hunger bedroht.

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