Gesundheitliche Schäden: Weniger Behandlungsfehler im Norden nachgewiesen

  • Oktober 30, 2025

Haben Patienten den Verdacht auf einen Behandlungsfehler, können sie die Kasse informieren. Die lässt im begründeten Fall vom Medizinischen Dienst ein Gutachten erstellen. Wie ist die Bilanz für 2024?

Gutachter des Medizinischen Dienstes Nord (MD Nord) haben in Schleswig-Holstein und Hamburg im vergangenen Jahr mehr als 200 Behandlungsfehler bestätigt. In fast einem Viertel (23,5 Prozent) der insgesamt 910 im Auftrag der Krankenkassen erstellten Gutachten wurde ein Zusammenhang zwischen Behandlungsfehlern und gesundheitlichen Schäden belegt, wie der MD Nord berichtete. 2023 hatte dieser Wert mit 200 Behandlungsfehlern noch bei 25,4 Prozent und 2022 bei 26,4 Prozent gelegen.

In Hamburg und Schleswig-Holstein prüfte der MD Nord im vergangenen Jahr 2.867 den Krankenkassen gemeldete Fälle. Nach medizinischer Vorprüfung erstellten Experten in 910 Fällen Gutachten und stellten insgesamt 247 Behandlungsfehler fest, bei denen ein gesundheitlicher Schaden nachgewiesen werden konnte (27,1 Prozent).

In 23,5 Prozent der Fälle wurde der gesundheitliche Schaden durch den Behandlungsfehler verursacht, in 2,1 Prozent der Fälle blieb ein Zusammenhang unklar. In 1,5 Prozent der Fälle konnte keine Kausalität festgestellt werden. Zudem stellten Experten in weiteren 2,6 Prozent zwar Behandlungsfehler fest, diese zogen jedoch keinen Schaden nach sich. Aufgeschlüsselte Zahlen für die beiden Bundesländer einzeln gab es nicht.

Erlebtes verarbeiten

„Die Aufklärung eines Behandlungsfehlervorwurfs ist für die Betroffenen oft entscheidend, um das Erlebte zu verarbeiten“, sagte der Leiter des Dienstes, Andreas Krokotsch. Gleichzeitig zeigten die Zahlen aber auch, dass längst nicht alle Beschwerden oder Probleme nach einer medizinischen Behandlung bedeuteten, dass es dabei Fehler gegeben habe. 

Als Beispiel führt der Dienst den Fall einer 27-Jährigen an. Die Norddeutsche erhielt nach einem Zahnarztbesuch mit Wurzelspitzenresektion ein Schmerzmittel, das sie bei Bedarf zu Hause nehmen sollte. Durch die Einnahme kam es zu einer seltenen, aber medizinisch bekannten Nebenwirkung. Aufgrund einer verzögerten Diagnose konnte eine adäquate Behandlung nicht rechtzeitig beginnen. In der Folge mussten der Frau beide Unterschenkel und Hände amputiert werden.

Bundeszahlen

Die Zahl der bestätigten Behandlungsfehler in Schleswig-Holstein und Hamburg liegt in etwa im Bereich der bundesweiten Ergebnisse. 2024 legten die Medizinischen Dienste insgesamt 12.304 Gutachten vor, bei denen in 23 Prozent ein kausaler Zusammenhang zwischen Schaden und Behandlungsfehler nachgewiesen werden konnte. Die Jahresstatistik ist den Angaben zufolge aber nicht repräsentativ. Da Daten zu Behandlungsfehlern nicht zentral erfasst und ausgewertet werden, gehen wissenschaftliche Untersuchungen von einer hohen Dunkelziffer aus.

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