Die Arbeitslosigkeit im Freistaat ist zurückgegangen. Eine gute Nachricht? Der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen und Jobcenter ist zurückhaltend. Auch am Ausbildungsmarkt gibt es Sorgen.
In Bayern ist die Zahl der Arbeitslosen im Oktober im Vergleich zum September um 16.448 auf 307.709 gesunken. Die Arbeitslosenquote lag bei 3,9 Prozent, das sind 0,3 Prozentpunkte weniger als im Vormonat, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mitteilte.
„Die Herbstbelebung ist mit leichter Verzögerung auf dem bayerischen Arbeitsmarkt angekommen und fällt etwas besser aus als im Vorjahr“, sagte Markus Schmitz, Chef der Regionaldirektion laut Mitteilung. „Gleichwohl besteht noch kein Grund zum Aufatmen. Wir sehen für einen Oktober derzeit mit 3,9 Prozent die höchste Arbeitslosenquote seit 2009.“
Im Oktober 2024 waren 21.083 Menschen weniger arbeitslos. Die Regionaldirektion griff für die Statistik auf Datenmaterial zurück, das bis zum 14. Oktober vorlag.
Gute Lage, aber Zukunftssorgen bei der Ausbildung
Bei der Ausbildung ist die Lage derzeit noch gut. Auf einen bei der Bundesagentur gemeldeten Bewerber kamen in Bayern im frisch gestarteten Ausbildungsjahrgang rund 1,5 bei der Bundesagentur gemeldete Stellen. Konkret 63.300 Bewerber und 94.500 Stellen. Die Zahlen der Arbeitsagentur sind dabei allerdings nicht vollständig, wer sich komplett selbst einen Ausbildungsplatz sucht, taucht dort ebenso wenig auf wie Betriebe, die ihre Ausbildungsplätze nicht gemeldet haben. So erklärt sich auch, dass von den bei der Bundesagentur gemeldeten Stellen 80.500 besetzt werden konnten.
Das sei eine gute Bilanz in sehr schwierigen Zeiten, sagt Markus Schmitz von der Regionaldirektion. Allerdings bleibt auf beiden Seiten eine Lücke: Zuletzt waren noch 1.850 junge Menschen ohne Ausbildungsplatz und 14.000 bei der Bundesagentur gemeldete Ausbildungsstellen konnten nicht besetzt werden. Schmitz blickt zudem mit gewisser Sorge in die Zukunft. Das nächste Jahr werde nicht leichter werden, sagt er.
Handwerk legt zu, IHKs rückläufig
Dieses Jahr laufen die Entwicklungen zwischen Handwerk und den bei den IHKs angesiedelten Ausbildungsberufen deutlich auseinander. Während das Handwerk einen Anstieg von 1,3 Prozent bei den neuen Verträgen auf 25.600 meldet, ging es bei den IHKs um 5,8 Prozent auf knapp 46.000 nach unten. Hier dürfte sich der ausgefallene Abiturjahrgang deutlicher bemerkbar gemacht haben.
Rund die Hälfte der ausbildenden Betriebe im Bereich der IHKs konnten zudem nicht alle offenen Stellen besetzen. Das liegt dabei nicht nur an fehlenden Bewerbungen, wie Hubert Schöffmann vom BIHK sagt, sondern auch an mangelnder Qualität der Bewerber. 84 Prozent der Unternehmen klagten über deutliche Defizite bei grundlegenden Eigenschaften wie Belastbarkeit, Disziplin, Leistungsbereitschaft und Engagement.
Viele Praktika empfohlen
Christof Prechtl von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft rief die jungen Menschen zudem auf, in den letzten Schuljahren möglichst viele Praktika zu machen, damit sie nicht mit unrealistischen Vorstellungen in die Ausbildung gingen. Zudem lohne es, auch nach links und rechts zu schauen.
Die Bezirksjugendsekretärin des DGB, Anna Gmeiner, beklagte dagegen praktische Hindernisse wie mangelnden öffentlichen Nahverkehr, lange Pendeldistanzen und hohe Mieten in den Städten, die junge Menschen bei der Ausbildung behinderten. Als Gegenmaßnahme forderte sie ein kostenfreies Ausbildungsticket und mehr Förderung für Auszubildendenwohnheime.





