Fliegende Augen: „Nicht mehr wegzudenken“ – Wie Drohnen der Feuerwehr helfen

  • November 6, 2025

Ob Vermisstensuche oder Brandbekämpfung: Drohnen sind bei der Frankfurter Feuerwehr im Alltag fest etabliert. Welche Vorteile die fliegenden Helfer im Einsatz bieten.

Mit lautem Summen hebt die Drohne ab. Feuerwehrmann Carsten Frerichs steuert den dicken Brummer mit dem Joystick seiner Fernsteuerung. Rechts, links, rauf, runter: Vorsichtig probiert er die neue Einsatzdrohne aus.

„Die Steuerung ist heute nicht einfach, denn es ist ziemlich windig“, sagt er. „Aber die neue Drohne lässt sich sehr gut fliegen, sie gleicht die Böen automatisch aus.“ Der Hauptbrandmeister hat schon einige Erfahrung mit Drohnen-Einsätzen gesammelt. „Drohnen sind eine große Hilfe bei unserer täglichen Arbeit. Sie bringen eine Erleichterung, auf die man nicht mehr verzichten will.“

Stärke bei größeren und längeren Einsatzlagen

Die Frankfurter Feuerwehr hat sich aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung mit den Fluggeräten und wegen des enormen technischen Fortschritts in diesem Bereich in diesem Jahr neu aufgestellt. Zwei neue Einsatzdrohnen hat sie angeschafft. Die größere vom Typ DJI M 400 ist ein wahrer Brummer und vor allem für längere Einsatzlagen gedacht, wie Marcel Röder, der organisatorisch Verantwortliche für Einsatzdrohnen der Feuerwehr Frankfurt, erklärt. 

Die kleinere Schwester des Brummers, das Modell DJI M 4TD, habe den Vorteil, dass sie schnell aus dem Koffer ausgepackt und aufgebaut werden könne und ruckzuck einsatzbereit sei, erklärt der Brandobermeister. 

Aber der Umgang mit den neuen Modellen will gelernt sein – in Theorie und Praxis. An diesem Tag steht das praktische Flugtraining mit dem Brummer an.

Der „Brummer“ ist fünfmal schwerer als die kleine Drohne

Ausbilder Johannes Küpper passt dabei genau auf, dass seine Flugschüler alles richtig machen. „Die Teilnehmer heute stellen sich sehr professionell an“, sagt er zufrieden. „Sie haben auch schon Erfahrung im Umgang mit kleineren Einsatzdrohnen, die die Frankfurter Feuerwehr schon länger hat.“ Bei dem Training an diesem Tag auf dem Testgelände an der Feuerwehrstraße gehe es vor allem darum, dass die Einsatzkräfte, die bereits alle eine Drohnenflug-Lizenz besitzen, ein Gefühl für die Fernsteuerung und den fliegenden Brummer bekommen.

„Da gibt es schon einen Unterschied, denn die kleinen Drohnen wiegen bis zu zwei Kilogramm, die großen aber etwa das Fünffache“, erklärt Küpper, der für das Frankfurter Drohnen-Dienstleistungsunternehmen Droniq arbeitet. „Dafür können die größeren Drohnen eine größere Nutzlast befördern, zum Beispiel einen Scheinwerfer und einen Lautsprecher zur direkten Kommunikation mit dem Boden. Hinzu kommt noch eine große Kamera mit Zoom-, Weitwinkel- und Wärmebildfunktion.“

Vier Einsatz- und eine Übungsdrohne

„Die Unterstützung durch die fliegenden Helfer ist aus unserem Feuerwehralltag nicht mehr wegzudenken“, sagt Röder. Insgesamt verfügt die Frankfurter Feuerwehr über vier Einsatzdrohnen: eine große sowie eine kleine und dazu noch zwei Drohnen speziell für die Innenraumerkundung, beispielsweise in einsturzgefährdeten Hallen. Dazu kommt noch eine Übungsdrohne. Insgesamt hat die Feuerwehr der Mainmetropole seit ungefähr zehn Jahren Erfahrung mit Drohneneinsätzen.

„Wir haben dadurch sehr große Vorteile etwa bei der Personensuche im Freien, beispielsweise im Main, und beim Aufspüren von Glutnestern und Brandherden etwa bei Vegetations- oder Dachstuhlbränden“, erklärt Röder. Bei einem Gefahrgut-Einsatz könne die Einsatzleitung das fliegende Auge aus sicherer Entfernung erst einmal an den Havaristen heranfliegen und die Lage sondieren, bevor Einsatzkräfte dorthin geschickt werden.

Bei Einsatz in Heizkraftwerk bewährt

„Der Einsatz von Drohnen erleichtert und beschleunigt die Arbeit der Feuerwehr ungemein“, lobt Röder. Das habe vor ein paar Wochen der Einsatz bei dem Brand in einem Kohlesilo des Frankfurter Heizkraftwerks gezeigt. „Bei der Brandbekämpfung, die sich über mehrere Tage hinzog, konnten wir die Temperatur der Silos mit Hilfe von Wärmebildtechnik an der Drohne von außen messen und überwachen.“

Der „kleine“ und der „große“ Führerschein

Für Drohnenpiloten gibt es zwei verschiedene Arten von Führerscheinen: einen „kleinen“ (A1/A3) und einen „großen“ (A2). Beide unterscheiden sich vereinfacht ausgedrückt unter anderem dadurch, wie nahe man damit an Menschen heranfliegen darf. Kleinere Drohnen, die leichter als 250 Gramm sind, dürfen sogar ganz ohne eine Lizenz geflogen werden.

Das Frankfurter Unternehmen Droniq ist ein Joint Venture der Deutschen Flugsicherung (DFS) und der Deutschen Telekom, das sich auf zahlreiche Dienstleistungen rund um das Thema Drohnen spezialisiert hat. Dazu gehört auch die Ausbildung und Prüfung von Drohnenpilotinnen und -piloten wie beispielsweise bei der Frankfurter Feuerwehr.

„Wir bilden viele Mitarbeitende von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) aus, dazu gehören beispielsweise Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste“, erklärt Droniq-Geschäftsführer Jan-Eric Putze. Auch in der Industrie interessierten sich immer mehr Unternehmen für das Thema, etwa wenn es um die Überwachung eines Werksgeländes oder der Infrastruktur gehe.

Einsteiger machen oft Fehler aus Unkenntnis

„Die Nachfrage nach dem großen Drohnenführerschein hat sich bei uns in den vergangenen Jahren vervielfacht“, berichtet Putze. „Der Drohnenmarkt wächst und will weiter wachsen, wird aber regulatorisch von zu vielen oder unklaren Vorschriften gebremst.“

Viele Einsteigerinnen und Einsteiger machen seiner Erfahrung Fehler aus Unkenntnis. „Es würde helfen, wenn auch die Hobbypiloten mit kleinen Geräten von weniger als 250 Gramm Gewicht den kleinen Drohnenführerschein machen müssten, denn dadurch würden sie sich wichtige Grundkenntnisse beispielsweise zum Luftraum und zu Persönlichkeitsrechten aneignen müssen“, sagt Putze.

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