
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der polnische Regierungschef Donald Tusk haben am Freitag im ostfranzösischen Nancy einen Freundschaftsvertrag unterzeichnet. Dieser beinhaltet eine engere Zusammenarbeit, vor allem bei der Verteidigung, der Energie und der Infrastruktur. Tusk begrüßte insbesondere die gegenseitige Beistandsklausel. „Frankreich betrachtet die Ostgrenze Polens als Ostgrenze Europas und unterstützt dabei, diese zu schützen“, sagte Tusk. Macron kündigte gemeinsame Militärmanöver an.
Frankreichs Präsident bekräftigte zudem, dass die nukleare Abschreckung, über die Frankreich verfügt, auch eine europäische Dimension habe. „Bei der Entscheidung, was die vitalen Interessen Frankreichs sind, beziehen wir auch die Interessen unserer wichtigsten Partner mit ein“, betonte Macron, der auch mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) über eine Ausweitung des Atomschutzschildes sprechen will.
Ob er persönlich an dem von dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj angekündigten Gipfeltreffen der Koalition der Willigen am Samstag in der Ukraine teilnimmt, ließ Macron offen. Es handle sich um ein Treffen, bei dem einige Politiker vor Ort seien und andere per Videokonferenz zugeschaltet würden.
Der Elysée hatte zuvor betont, dass das Abkommen mit Polen in einer Linie stehe mit dem Elysée-Vertrag und dem Aachener Vertrag mit Deutschland sowie den Abkommen mit Spanien und Italien. „Polen ist ein Partner, den wir lange ein bisschen vernachlässigt haben“, räumte Europaminister Benjamin Haddad ein.
Polen hat seit dem Ukraine-Krieg und der außenpolitischen Kehrtwende unter US-Präsident Donald Trump in Europa an Gewicht gewonnen. Das Land mit 38 Millionen Einwohnern verfolgt das Ziel, die größte europäische Armee aufzubauen, und gilt daher auch als interessanter Absatzmarkt für die französische Rüstungsindustrie. Frankreich und Polen hatten bereits 1991 nach dem Zerfall der Sowjetunion einen bilateralen Vertrag geschlossen.
Der Ort Nancy wurde gewählt, da es historische Verbindungen zwischen Lothringen und Polen gibt. Der polnische König Stanislaus I. Leszczynski lebte zeitweise im Exil in Lothringen. Seine Tochter Maria wurde die Ehefrau des französischen Königs Ludwig XV.
Neben Frankreich will auch Deutschland die Beziehungen zu Polen ausbauen. Merz (CDU) war am Mittwoch zu seiner ersten Auslandsreise erst nach Paris und dann nach Warschau gereist. Geplant sind auch trilaterale Treffen im Format des sogenannten Weimarer Dreiecks.