Hebammen: Pilotprojekt in Sachsen für Hebammen aus Drittstaaten

  • Mai 12, 2025

Derzeit ist es in Sachsen um Hebammen gut bestellt. Noch: Denn die Babyboomer scheiden auch hier bald aus. Der Freistaat hat ein ungewöhnliches Pilotprojekt gestartet.

Fünf Hebammen aus Drittstaaten haben an der Universität Leipzig einen Anpassungslehrgang begonnen. Ziel sei es, die in den Ländern oftmals unterschiedlichen Ausbildungen an deutsche Standards anzupassen, sagte die Institutsdirektorin für Hebammenwissenschaft, Prof. Henrike Todorow. Der Lehrgang ist auf zwölf Monate angelegt, kann aber je nach persönlicher Voraussetzung und Kompetenz der Teilnehmerinnen angepasst werden.

Valentina Curcic hatte in Serbien ihre vierjährige Ausbildung abgeschlossen und war mit ihrem Ehemann 2021 nach Deutschland gekommen. „Im Klinikum Chemnitz habe ich nur eine Anstellung als Reinigungskraft bekommen, weil meine Ausbildung in Deutschland nicht anerkannt wurde“. Diese Arbeit habe sie „satt“, sagte sie. Sie hofft, „die geforderten Anforderungen zu erfüllen und endlich als Hebamme arbeiten zu können.“ Ihr habe in der Ausbildung in der Heimat vor allem die praktische Arbeit an werdenden Müttern und bei der Geburt gefehlt, räumte die 26-Jährige ein.

Curcic gehört neben zwei Frauen aus der Ukraine und je einer aus dem Kosovo und dem Iran zum ersten Lehrgang. Perspektivisch können bis zu 20 ausländische Hebammen aufgenommen werden. „Wir erhalten Bewerbungen aus ganz Deutschland und vor allem aus dem Ausland“, betonte der Dekan der Medizinischen Fakultät an der Uni Leipzig, Ingo Bechmann. Die kooperierenden Kliniken finanzierten die praktische Ausbildung mit.

„Die Studieninhalte in anderen Ländern weichen etwas von der Lehre an deutschen Universitäten ab. Und was dann fehlt, wird bei dem Lehrgang nachgeholt“, erläuterte die Vorsitzende des sächsischen Hebammenverbandes Stephanie Hahn-Schaffarczyk. Seit der Reform der Hebammenausbildung hin zu einem Studium habe sich die Situation in Sachsen deutlich verbessert. „Jede Frau, die eine Hebamme sucht, findet derzeit auch eine.“ Dies sei aber eine Momentaufnahme, weil bald die sogenannte Babyboomer-Generation wegfalle. Da gelte es rechtzeitig gegenzusteuern.

Das Pilotprojekt ist zunächst auf zwei Jahre angelegt und wird vom sächsischen Gesundheitsministerium unterstützt. „Es eröffnet nicht nur die Möglichkeit, dringend benötigte Fachkräfte zu gewinnen. Es ist auch ein wichtiger Baustein, um den ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ein Ankommen in Deutschland, in Sachsen auch beruflich zu erleichtern“, betonte Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD). Für die dreifache Mutter und achtfache Großmutter ist Hebamme ohnehin „der schönste Beruf der Welt.“

Valentina Curcic wird als Hilfskraft in Vollzeit bezahlt und hat von der Uni Leipzig eine Wohnung bekommen. Ihre Lehrgangskolleginnen sind in Kliniken in Dresden, Plauen und Halle untergekommen. In einem Jahr wissen die fünf Frauen, ob sie den Lehrgang bestanden haben. Dafür müssen sie ein Abschlussgespräch überstehen und gewisse Fallzahlen an praktischen Übungen nachweisen.

Seit 2021 gibt es in Leipzig und Dresden den Studiengang „Hebammenkunde“. Dieser besteht aus einem drei- bis vierjährigen Bachelor-Studium mit hohem Praxisanteil und einer staatlichen Abschlussprüfung. Dadurch können jedes Jahr mehr als 50 neue Hebammen ihre Berufszulassung in Sachsen erwerben. Derzeit sind im Freistaat nach Verbandsangaben etwa 1.000 Hebammen tätig.

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