
Kontroverse um Urheberschaft eines der eindringlichsten Bilder des Vietnamkrieges: Die niederländische Organisation World Press Photo hat am Freitag angekündigt, den Fotografen Nick Ut nicht länger als Schöpfer des Fotos „Napalm-Mädchen“ zu nennen, da ein aktueller Dokumentarfilm Zweifel an dessen Urheberschaft ausgelöst habe. Das Schwarz-Weiß-Foto von 1972 zeigt ein nacktes Mädchens auf der Flucht vor einem Napalmangriff und trug dazu bei, die Wahrnehmung des von den USA geführten Vietnamkrieges weltweit zu verändern.
Der Dokumentarfilm „The Stringer“ aus dem Jahr 2025 geht Gerüchten nach, wonach das berühmte Foto nicht von dem bei der Nachrichtenagentur AP fest angestellten US-vietnamesischen Fotografen Nick Ut aufgenommen wurde, sondern von einem weniger bekannten lokalen Freiberufler.
Ut war vielfach für das Foto ausgezeichnet worden, dessen offizieller Titel „The Terror of War“ lautet. Unter anderem erhielt er den renommierten Pulitzer-Preis und den Fotojournalismuspreis World Press Photo Award der Organisation World Press Photo.
Der Dokumentarfilm habe jedoch zum Nachdenken angeregt und World Press Photo zu einer eigenen Untersuchung veranlasst, heißt es in deren Erklärung vom Freitag. Dabei sei die Organisation zu dem Schluss gekommen, dass Standort, Entfernung und die an jenem Tag verwendeten Kameras dafür sprächen, dass zwei andere Fotografen „möglicherweise besser positioniert waren als Nick Ut, um das Foto aufzunehmen“. Bis die Urheberschaft endgültig geklärt sei, werde Ut nicht mehr genannt.
Die beiden vietnamesischen Fotografen Nguyen Than Nghe und Huynh Cong Phuc waren bei der berüchtigten Szene im südvietnamesischen Dorf Tran Bang am 8. Juni 1972 zugegen. Nguyen beanspruchte das Foto in einem Interview des Dokumentarfilms „The Stringer“ für sich. Der Fotograf Nick Ut wiederum bezeichnete die Zweifel an seiner Urheberschaft im Onlinedienst Facebook als „Schlag ins Gesicht“.
AP hatte Anfang Mai erklärt, das Foto weiter unter Nick Uts Urheberschaft zu nennen, auch wenn die Untersuchungen „echte Fragen“ aufgeworfen hätten, die „vielleicht nie“ beantwortet werden könnten.