Gegen das Wirtshaussterben: „Fanni“: Ein Dorf, ein Wirtshaus – und ein Kinofilm

  • April 24, 2025

Die Kosten steigen, Geld sitzt nicht locker – das führt zum Wirtshaussterben. Die Dorfkneipe fehlt vielerorts. Wie es anders gehen kann, zeigt ein Dorf in Oberbayern – und kommt so ins Kino.

Der Putz blätterte ab, das Dach verfiel, die alten Holztische waren morsch: Vier Jahrzehnte stand die ehemalige Dorfkneipe von Pischelsdorf im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen a.d.Ilm leer. Während rundum das sogenannte Wirtshaussterben fortschritt, nahmen die Pischelsdorfer die Sache selbst in die Hand. In jahrelanger Eigenarbeit renovierten sie die Kneipe, die nun als Genossenschaftsmodell betrieben wird. Benannt ist sie nach der letzten Wirtin namens Fanni. 

Rettung einer Dorfkneipe im Kino

Der Regisseur und Filmemacher Hubert Neufeld (HTN Films) hat die ungewöhnliche Initiative dokumentiert. Am Donnerstag kommt sein Film „Fanni – oder: Wie rettet man ein Wirtshaus?“ bundesweit in die Kinos.

Die letzte Wirtin hatte ihren Erben das Versprechen abgerungen, dass das Haus erhalten werden müsse, sonst erschiene sie ihnen im Traum. Das 150 Jahre alte Gebäude blieb stehen – aber es blieb leer. Nach dem Tod der letzten Erbin fassten die Dorfbewohner einen Entschluss: Fast vier Jahre packten sie an, schleppten Ziegel, hantierten mit Bohrhammer und Malerpinsel – und haben nun seit eineinhalb Jahren wieder ihre Dorfwirtschaft. 

Viele Gemeinden ohne Wirtshaus 

Mehr als 500 Gemeinden in Bayern haben laut Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Bayern kein Wirtshaus mehr, die Tendenz ist steigend. Das sei kein neues Phänomen, jedoch scheine sich der Prozess zu beschleunigen, erläutert der Verband. 

Gründe seien die Mehrwertsteuererhöhung auf Speisen ebenso wie steigende Kosten, Personalmangel und Bürokratie, aber eben auch ein Generationswechsel und fehlende Nachfolger. 

Zu Wort kommt im Film neben Dorfbewohnern, Heimatpflegern und Vertretern von Dehoga auch der Kabarettist Gerhard Polt. Er verweist auf andere Veränderungen in Dörfern und Städten. Früher, sagt er, habe es überall kleine Läden gegeben: Den Schreiner, das Fischgeschäft, den Bäcker. Beim Besuch dort habe man „tolle Geschichten“ hören können. „Das war ja Kommunikation“, sagt Polt. Das gebe es kaum mehr. „Wir haben eine vollkommen – aus meiner Sicht – sterile Atmosphäre.“

Die „Fanni“ ist nun jeden Freitag geöffnet – die Dorfbewohner nennen sie nicht nur Wirtshaus, sondern auch Dorfheim, buchbar für Veranstaltungen und Stammtische.

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